Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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Wir fragen nach

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Herr Dr. Pees, Haare sind nicht nur eine menschliche Zierde, sondern darüber hinaus Ausdruck der jeweiligen Persönlichkeit. Wenn der Mensch langsam aber sicher seiner Haare verlustig geht, dann "leidet" er mit seiner Persönlichkeit. Nun ist Haarverlust so eine Art männliche Domäne - Männer sind da meist die Leidtragenden. Es erwischt eben meistens das "starke Geschlecht". Nun neigt man mittlerweile aber dazu, zu sagen, Frauen seien das eigentlich starke Geschlecht., vor allem seien sie "leidensfähiger". Kann es sein, daß der Mann im Laufe der Jahrtausende, in denen er sich als starker, leistungsfähiger Führer behaupten mußte (oder meinte es zu müssen), ganz einfach "Haare gelassen hat", während die Frau als "Trägerin des Lebens" weiterhin dafür sorgt, daß die Gene des Urmenschen weitergetragen werden?

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Nein! Vielmehr ist es das Männliche im Mann, die männlichen Sexualhormone, das auf eine Mutation der Haarproduktionsgene trifft und dort zur Einstellung der Haarproduktion führt.

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Mir ist aufgefallen, daß Menschen im östlichen Kulturkreis über sehr kräftiges, lebendiges Haar verfügen. Ist es so, daß dafür auch die gesamte Einstellung dieser Menschen dem Leben gegenüber zum Ausdruck kommt, so wie sie sich im Ayurveda zeigt? Kann es sein, daß wir mit unserer Angst, etwas im Leben zu verlieren, wenn wir nicht ewig hasten und dynamisch vorwärtsstreben, etwas Wichtiges verlieren, nämlich unsere Haare?

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In der Tat ist es so, daß besonders die Rasse der chinesischen und mongolischen Menschen keinen Haarausfall aufweist, wobei aber die Bartbehaarung gleichzeitig spärlich ausgebildet ist. Ich denke auch, daß bei diesen Menschen vorzeitiger Haarverlust mit Abnahme der Anziehungskraft auf das andere Geschlecht und vorzeitiges Älteraussehen bzw. Ältersein assoziiert wird.

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Ich verstehe Sie richtig, daß Sie normalen Haarverlust als etwas bezeichnen, das wir in unseren Genen mit uns tragen, womit wir auf die Welt gekommen sind, etwas das man uns zu unserem Leidwesen vererbt hat. Um es mit den Schwaben zu sagen: "Da staost machtlos visavis." Bewirken denn Wässerchen und Emulsionen oder exotische Extrakte, mit denen ich meine Kopfhaut traktieren kann, etwas bei mir oder nur auf dem Konto des Anbieters? Würde es etwas nützen, eine Behandlung auf ayurvedischer Grundlage zu beginnen - oder ist dies schon deshalb von vornherein ohne Nutzen, weil wir Menschen im westlichen Kulturkreis die Geduld dazu gar nicht aufbringen, die nötig ist, um Erfolge zu zeitigen?

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Seit Jahrzehnten werden Haarwuchsmittel vertrieben, die sicherlich lediglich dem Produzenten Umsatz und Einkommen garantieren. Seit Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ist allerdings Propecia bzw. Finasterid auf dem Markt, mit dem sich in 3/4 aller Fälle der Haarausfall stoppen läßt. Ayurvedische Behandlungen sind meines Erachtens vor allem bei funktionellen Störungen und Befindlichkeitsstörungen als therapeutisches Verfahren angezeigt.

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Sie sind leitender Arzt in einer Privatklinik für plastische Chirurgie, die sich unter anderem mit Eigenhaarverpflanzung befaßt, einer Methode, die bislang als erfolgversprechend bezeichnet wird. Was geschieht da genau?

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Die moderne Eigenhaarverpflanzung stellt eine Umverteilung von permanent haarproduzierenden Vollhautmikrotransplantaten dar. Es werden aus Zonen, in denen lebenslang Haare produziert werden, die Haarfollikel entnommen und auf die kahlwerdenden Flächen verteilt. Da es sich hier um eine Transplantation am gleichen Individuum handelt, sind keine Abstoßungsreaktionen zu erwarten, und die Haarproduktion im Bereich der transplantierten Stellen erfolgt bis zum Lebensende des Patienten.

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Was würden Sie sagen: Soll ein Betroffner bereits bei den ersten Anzeichen von Haarverlust eine solche Eigenhaarverpflanzung vornehmen lassen oder soll er warten, bis der Haarverlust nicht mehr zu übersehen ist? Männer neigen ja bekanntlich zu letzterem, fragen Sie nur mal einen Zahnarzt.

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Falls der Leidensdruck eines Patienten derartig groß ist, daß er sich einer entsprechenden Haartherapie unterziehen möchte, würde ich empfehlen, das zu einem Zeitpunkt zu tun, wo eben diese Entscheidung getroffen wurde. Vorteilhaft ist es natürlich auch, gegenüber dem sozialen Umfeld nicht allzu verändert zu wirken, als wenn es bereits zu einer erheblichen Glatzenbildung gekommen ist.

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Nun war ja das Problem, daß ein Patient zu Ihnen gekommen ist, weil er Haare verloren hat. Was ist mit den verpflanzten Haaren? Behält er diese sein weiteres Leben lang oder gehen sie ihm irgendwann auch wieder aus? Wächst dann vielleicht wieder etwas nach?

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Die umverteilten Haarfollikel machen auch wie alle anderen Haarfollikel der Kopfhaut und des Körpers verschiedene Zyklen durch, wobei einzelne dieser Haare kurzfristig (ca. innerhalb 3 Monaten) verloren werden. Allerdings werden die aus permanent haarproduzierenden Zonen gewonnenen Haarfollikel ebenso wie die Spendefläche dauerhaft Haare produzieren. 

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Kommen wir noch einmal zu meiner eingangs gestellten Frage zurück, der Frage nach der menschlichen Persönlichkeit, die mit seinem Aussehen und damit auch mit seinen Haaren "verknüpft" ist. Wenn der Mensch unter dem Verlust von Haaren "leidet", gewinnt er dann nach einer Behandlung seine Selbstsicherheit wieder zurück, die sich im Laufe der Jahre bei manchen, natürlich nicht bei allen, verloren hat? Es soll ja Männer geben, die ihre "Platte" dahingehend interpretieren, daß nunmehr ein freier Blick auf den Sitz ihrer Weisheit gegeben ist - die meisten allerdings werden sich wohl nur noch als nicht mehr vollständig betrachten.

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Meiner Erfahrung nach stellt sich bei den meisten der behandelten Patienten ein erhöhtes Lebensqualitätsgefühl ein, weil der Patient etwas bekommt, was er seit Jahren zu vermissen gezwungen war. Patienten, die ohnehin keinen Wert auf die optische Erscheinung legen oder den Glatzenaspekt als chic empfinden, werden spontan sicher nicht zu einer Haartransplantation tendieren.

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Gottfried Keller hat die Novelle "Kleider machen Leute" geschrieben. Kann man analog auch davon sprechen "Haare machen Leute"?

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Es gibt Untersuchungen zu diesem Thema, wobei zu sagen ist, daß der Mensch in aller Regel (auf dem Kopf) behaarten Männern eher Jugendlichkeit und Tatkraft attestiert. Ich denke in der nonverbalen Kommunikation von Menschen spielen solche äußerlichen Aspekte sicher eine große Rolle, insbesondere auch im Berufsleben. Andererseits kennen wir genügend Beispiele dafür, daß auch Menschen mit kleinen, optischen Fehlern äußerst fähige Zeitgenossen sind. 

Herr Dr. Pees, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Lesen Sie nun im 3. Teil, welche anderen Möglichkeiten es noch gibt, Haarausfall zu stoppen, wenn nicht gar rückgängig zu machen. Bekanntlich versetzt der Glaube Berge, warum soll er nicht auch dazu verhelfen, Haare wieder sprießen zu lassen? Garantie darauf gibt es aber leider nicht.  


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