Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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Die Milch macht’s . . . besser nicht

Mainzer Forscher haben zusammen mit ihren britischen Kollegen Erbgutanalysen bei neun Skeletten aus der Jung- und Mittelsteinzeit herausgefunden, daß die meisten Steinzeitmenschen in Europa keine Milch verdauen konnten. Diese Fähigkeit erlernten sie erst im Laufe der Jahrtausende, während sie seßhaft wurden und der Bauer seine Kuh im Stall bekam.

Doch auch heute noch sind 70 Prozent der Europäer nicht in der Lage, Milch zu verdauen. Aber nicht nur sie, die entsprechenden Raten in anderen Ländern weisen ganz andere Prozentsätze auf:

90 - 100 % der Inder können keine Laktase bilden, vertragen also keine Kuhmilch - sind deshalb dort die Kühe heilig?
98 % der dunkelhäutigen Afrikaner können ebenfalls keine Laktase bilden -
90 - 95 % der Asiaten können ebenfalls keine Laktase bilden -
70 - 90 % der amerikanischen (indianischen) Urbevölkerung sind ebenfalls nicht in der Lage dazu -
70 - 80 % das Gleiche ist bei dunkelhäutigen Mexikanern der Fall -
70 - 75 % der amerikanischen Afrikaner können genausowenig Laktase bilden -
60 - 75 % der mediterranen Bevölkerung können dies nicht
auch 10 - 15 % der weißen amerikanischen Bevölkerung sind dazu nicht in der Lage - da hilft auch kein verstärkter Werbedruck.

Milch kann also so gesund nicht sein, wie immer wieder behauptet wird, wenn ein Großteil der Menschheit die Finger davon läßt - schlicht und einfach, weil diese Menschen sonst erkranken.

Betrachtet man jedoch die meterlangen Kühlregale in den Supermärkten, muß Milch doch für jemanden gesund sein. Sind das etwa die Hersteller der Produkte, die Ärzte, die die Auswirkungen des Milchkonsums reparieren „dürfen“ oder gar die Bauern, die jedoch über den niedrigen Milchpreis klagen?

Was geschieht nun, wenn Sie sich Milchprodukte zuführen? Kuhmilch enthält 3,5 Prozent Eiweiß. Dies ist nötig, damit ein Kalb sein Gewicht innerhalb von 45 Tagen verdoppeln kann, etwas was der heutige Mensch mit Sicherheit nicht will, nämlich sein Gewicht in Kürze zu verdoppeln.

Milch enthält fünf verschiedene Eiweiße, eines davon ist ein Eiweiß namens Kasein. Dies ist im Falle des Kuhmilchkaseins eine dickflüssige, klebrige Substanz, aus der man Klebemittel für Holz herstellen kann (Obi, ich komme). Doch Ihr Magen wird daran keine besondere Freude haben, denn wollten Sie dieses Kasein wirklich in Ihrem Verdauungsapparat verarbeiten (verdauen), dann sollten Sie sich dingend das Vier-Magen-System eines Kalbes zulegen - Muh!

In einem solchen Magen werden nämlich in der Magenwand große Mengen Rennin gebildet. Das ist der Stoff, der die in der Kuhmilch vorhandene Menge an Kaseineiweiß problemlos verdauen kann.

Der menschliche Nachwuchs bildet jedoch nur sehr wenig Rennin, da die Milch der Mutter (Muttermilch) ebenso nur wenig Muttermilch-Kasein enthält. Erwachsene Menschen haben jedoch überhaupt kein Rennin mehr. Somit kann das Kasein von ihnen nicht verarbeitet und schon gar nicht in körpereigenes Eiweiß umgewandelt werden.

Da das Eiweiß der Kuh nun eben kein körpereigenes Eiweiß ist (nämlich des menschlichen Körpers) sondern ein Eiweiß der Kuh, reagiert der menschliche Körper vollkommen richtig, wenn er ein artfremdes Eiweiß meldet und die Annahme verweigert. Die Kuhmilch-Allergie ist dann eingetreten und das menschliche Immunsystem sieht sich umgehend gefordert.

Dabei ist es keinesfalls so, daß sich Ihr Immunsystem von der Norm abweichend verhält, wie es von Allergien behauptet wird. Oder wäre es unnormal, wenn das Immunsystem den Menschen nicht daraufhinweisen würde und fragen würde: „He Mensch, seit wann bist Du ein Kalb? Eine dumme Kuh vielleicht oder ein Hornochse, aber kein Kalb.“

15 Prozent aller Deutschen leiden unter Laktose-Intoleranz, d. h. sie vertragen kaum oder gar keine Milcherzeugnisse. Dies ist keine heilbare Erkrankung sondern ein Gendefekt seit der Geburt. Es fehlt diesen Menschen (genauso wie dem Autor dieses Textes) das Enzym, das dafür sorgt, daß diese Produkte verdaut werden können. Dafür freuen sich im menschlichen Dickdarm eine Vielzahl von Bakterien auf ein wunderbares Happahappa.

Was geschieht nun dort? Durch die gestörte Milchzuckerverdauung und die bakterielle Laktose-Verwertung, entsteht etwas, das normalerweise im menschlichen Stoffwechsel nicht produziert wird: Wasserstoff. Der gebildete Wasserstoff dringt durch die Darmwand in die Blutbahn, gelangt in die Lungenbläschen und wird über die Lungen abgeatmet. Dadurch zeigen sich nach "Genuß" von Laktose die folgenden Symptome: Blähungen, Darmkrämpfe, Bauchschmerzen, Völlegefühl, Durchfall. Dazu kann ein übermäßiges, tagelang andauerndes Aufstoßen kommen (durch das ständige Ausstoßen von Wasserstoff), stundenlanges Gähnen, mit dem ein Laktose-Intoleranter jeden Löwen im Zoo in den Schatten stellt sowie Kopfschmerzen oder Migräne, Übersäuerung und Verschleimung der Atemwege. 

Und dann kommt noch das Schlimmste. Übermäßige Blähungen, z.B. durch einen langsam über Tage oder Wochen entstandenen Blähbauch, geraten in den oberen Bauchraum, verdrängen das Zwerchfell und können damit Herz- und Lungenbeschwerden auslösen. Die dabei auftretenden Beschwerden ähneln denen, die bei einem bevorstehenden Herzinfarkt auftreten. Ärzte und besonders Kardiologen stehen dann vor einem Rätsel - ja, was hatter denn, mein Patient? Koronarerkrankung? Kann sein, kann auch nicht sein? Manche Patienten haben eine jahrelange Facharztralley hinter sich gebracht, bis endlich ein Gastroenterologe den entscheidenden Tip gab und einen H2 Atemtest vornahm. Den Sie bei diesen Symptomen auf jeden Fall auch vornehmen lassen sollten.

Aber hinter welchen Bezeichnungen versteckt sich nun Laktose überhaupt? Milch klar. Weiterhin Sahne, Milchzucker, Milchpulver (Voll- oder Magermilchpulver), Molke und was die wenigsten ahnen: Aroma. Wählen Sie sich auch einmal in das Selbsthilfe-Internetportal www.libase.de ein, das eine besonders gequälte Zeitgenossin, Kristin Leucker aus Heidelberg, gegründet hat.  

Wenn Sie nun nicht möchten, daß der Lieblingsaufenthaltsort in Ihrer Wohnung der kleine stille Ort wird (jedenfalls „still“ solange Sie ihn nicht aufsuchen), benötigen Sie das Enzym Laktase. Kaufen Sie sich am besten in einem Drogeriemarkt (z.B. Rossmann) und selbstverständlich in der Apotheke Laktase-Kautabletten zu 1.000 Laktase-FCC-Einheiten von sanotact, Normale Tabletten zum Einnehmen gibt es bis zu 15.000 Einheiten -natürlich auch von anderen Anbietern als normale Tabletten zum Einnehmen. Je nachdem wieviel Laktose ein Fertiggericht enthält (also an welcher Stelle Milch, Sahne etc. auf der Zutatenliste aufgeführt sind), können Sie die entsprechende Dosis unmittelbar vor Ihrer Mahlzeit zu sich nehmen. Ansonsten: Nicht verzagen, Google fragen.

Werden wir irgendwann alle Kuhmilch-Allergiker, unabhängig davon, ob wir unter Symptomen leiden oder nicht? Im Prinzip ja, denn wenn noch keine Symptome auftauchen, bedeutet das nicht, daß der Einzelne davon frei bleibt. Sein Körper ist noch in der Lage, die Rückstände der Milch auszuscheiden, wenn er resigniert, wird er diese Rückstände nur einlagern.

Und irgendwann erkrankt der Milchtrinker. Natürlich „nicht“ an der Milch, sowas wird man ihm schon ausreden. Schließlich ist sie ja gesund. Und andererseits, wer von uns hat nicht unter seinen „Zipperlein“ zu leiden - Säureablagerungen, Diabetes, Sehschwäche, Sie wissen schon.   

Außerdem ist Kuhmilch von allen Nahrungsmitteln der Schleimbildner Nummer eins. Denn das Kasein wird im Körper des Menschen zu dickem, zähem Schleim, der das gesamte Atem- und Verdauungssystem verklebt und reizt. Doch wieso?

Immer dann, wenn ein Fremdkörper in den menschlichen Organismus eindringt, bildet der Körper Schleim in der Nase, in den Bronchien oder im Verdauungssystem. Dieser Schleim umgibt den Fremdkörper und macht ihn so erst einmal unschädlich. Dieser Fremdkörper, samt Schleim, wird anschließend von der Bauchspeicheldrüse aufgelöst. Und genau einen solchen Fremdkörper stellt die Milch, bzw. ihr Kasein, dar.  

Aber wo bekommt dann der Mensch sein lebenswichtiges Kalzium her? Wo bekommt der Mensch in Asien sein Kalzium her? Aus der Nahrung, die er zu sich nicht, woher sonst? Wenn Milch einen besonders guten Schutz vor Osteoporose (Brüchigkeit der Knochen) darstellt, wie ist es dann zu bewerten, daß in Japan, wo Milchtrinken inzwischen Mode geworden ist, parallel zum Milchkonsum die Erkrankungen an Osteoporose zugenommen haben?

Die Ärztefachzeitschrift „American Journal of Epidemiology“ veröffentlichte bereits 1994 folgende Ergebnisse einer Studie: Von 78.000 Frauen hatten diejenigen, welche die meisten Milchprodukte aßen, ein fast doppelt so hohes Risiko, einen Hüftknochenbruch zu erleiden als diejenigen, die kaum oder wenig Milchprodukte aßen.

Man beobachtete ferner über sechs Jahre lang eine Gruppe von Mädchen (zwischen deren 12. und 18. Lebensjahr) und untersuchte deren Knochenentwicklung im Bezug zur aufgenommenen Kalziummenge. Und stellte fest: Die aufgenommene Kalziummenge hatte keinerlei Auswirkung auf die Mineraliendichte ihrer Hüftknochen.

Stellen wir fest: Es ist nicht unbedingt schädlich, wenn Sie gelegentlich Milchprodukte zu sich nehmen, wie zum Beispiel Käse. Oder ein Eis. Oder Saure Sahne, unerhitzter Joghurt (Bulgara-Joghurt), Dickmilch, Zaziki. Besonders alles, was bereits gesäuert, d.h. fermentiert ist. Denn die zugesetzten Milchsäurebakterien bauen im Zuge der Joghurt- oder Käsereifung die Laktose, also den Milchzucker, ab. Dabei entsteht Milchsäure, die für den typischen, leicht säuerlichen Geschmack des Joghurts verantwortlich ist. Dies scheint auszureichen, um Menschen mit Laktoseintoleranz das Löffeln von Joghurt möglich zu machen. Im Käse wird Laktose bei der Fermentation sogar bis zu 100 Prozent abgebaut. Darum enthalten Hartkäsesorten wie zum Beispiel Parmesan, Bergkäse, Edamer oder Emmentaler weniger Milchzucler als nur kurz gereifter Käse wie junger Gouda. 

Es ist auch keineswegs erstrebenswert, das Trinken von Milch durch das Trinken von Cola zu ersetzen. Exzessives Trinken von letzterem soll auch sehr schädlich sein: Kann Diabetes II verursachen und bei Frauen Knochenerweichung.

Fassen wir daher zusammen: Bei den betroffenen Menschen äußert sich  Laktose-Intoleranz durch Kopfschmerzen, Erbrechen, einem aufgeblähten Bauch mit einem kräftigen Rumoren des Magens und kurz darauf fällt einiges durch - vulgo, eine kräftige Scheißerei tritt ein.

So könnte auch einer der bekanntesten Werbesprüche der Milchindustrie entstanden sein. Ein Werber saust nach dem Verzehr eines Bechers Milch blitzartig Richtung Toilette. Als er nach einiger Zeit erlöst wieder auftaucht, fragen ihn die Kollegen teilnahmsvoll: „Gut überstanden? Und? Alles Müller oder was?“

Daraufhin war eines in erster Linie klar: Die Milch macht’s.


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