Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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Was habe ich denn bloß?

Auch wenn viele Ärzte mittlerweile begriffen haben, daß auch ihr Beruf nur ein Beruf unter anderen ist - wenn auch ein besonderer - und sie sich als Dienstleister im Gesundheitswesen begreifen, werden noch immer Mediziner den Dünkel nicht los, etwas ganz Außerordentliches zu sein - eben ein Halbgott in weiß. Dieser Artikel soll deshalb dazu dienen, auch mit solchen Damen und Herren auf gleicher Ebene reden zu können. Dazu gehört nun mal das sogenannte Ärztelatein ebenso wie die Sauklaue, mit der selbst mancher Kollege inzwischen seine Schwierigkeiten hat.

Gleich vorweg. Wenn Sie etwas nicht verstehen, was Ihr Arzt sagt, fragen Sie nach und lassen sich nicht einfach abwimmeln, weil Sie es nicht verstehen. Es ist Ihr Körper, Ihr Leben, um das es geht. Wechseln Sie, wenn nötig, den Arzt. Holen Sie sich auch jedesmal eine zweite Meinung ein, wenn man Sie zu einer Operation überreden will, die Ihnen zu schwierig oder dubios vorkommt. Es gibt in der Medizin keine "Montagsproduktion" sondern nur Kunstfehler, und ein solcher sind im Zweifelsfall immer Sie.

Gehen wir also davon aus, daß Ihr Hausarzt, als erste Anlaufstelle, freundlich ist und sich genügend Zeit für Sie nimmt, der Termin, den Sie erhalten haben, kurzfristig war, die Wartezeit im Wartezimmer angemessen - außer ein Notfall ist dazwischen gekommen - und die Arzthelferinnen sich nicht als Verwandte des Cerberus verstehen, dann werden Ihnen in der Regel einige Grundkenntnisse genügen, um mit Ihrem Arzt auf gleicher Höhe reden zu können.

Wichtig ist erstmal, daß Positiv und Negativ in der Medizin gegengesetzte Bedeutungen  zur allgemeinen Bedeutung haben. Wird der Patient untersucht und das Ergebnis der Untersuchung ist negativ, dann darf er sich freuen - er hat nichts, was besorgniserregend ist. Ist das Ergebnis allerdings positiv, dann ist das schlecht für ihn, aber gut für seinen Arzt, denn nun kann er rechnen, daß er richtig klasse Leistungen gegenüber der Krankenkasse abrechnen kann. Im besten Fall kommt dann sowohl der Patient als auch der Arzt auf seine Rechnung.

Hat sich beim Patienten etwas ereignet, spricht der Mediziner von einem Ereignis und ein solches kann gefährlich sein, manchmal gleich lebensgefährlich, besonders wenn ein "akutes Koronarereignis" stattgefunden hat. Dann war das Herz des Patienten betroffen, ein Herzinfarkt hat stattgefunden. Also, koronar hat immer mit dem Herzen zu tun, welches ohnehin bei vielen Patienten mit dem Blutdruck seine liebe Not hat.

Viele Patienten haben, es tut ja nicht weh, man bekommt nur bei Aufregung einen roten Kopf und Herzrasen vor Zorn, einen viel zu hohen Blutdruck, eine "Hypertonie". Heißt der Befund dagegen "Hypotonie", bedeutet das nicht, daß der Patient sich mit Pferden beschäftigen sollte, er hat schlicht und einfach das Gegenteil eines hohen Blutdrucks, nämlich einen zu niedrigen. Beides, der hohe und der niedrige Blutdruck, sind nicht besonders gesund. Zwar heißt es, mit einem niedrigen Blutdruck kann man alt werden - vorausgesetzt, man kippt nicht gerade beim Überqueren einer vielbefahreren Straße um. So ein Blutdruck sollte sich daher - außer bei besonderen Anstrengungen - in der Regel um 120 zu 80 mmHg bis 140 zu 90 mmHg bewegen. Den ersten (oberen) Wert bezeichnet der Mediziner dabei als systolischen, den zweiten (unteren) als diastolischen Blutdruckwert.

Aber Achtung: Blutdruckwerte können erhöht sein, wenn der Blutdruck in der Arztpraxis gemessen wird. Ob da bei manchem Patienten das Herz vor Freude hüpft, weil er seinen Arzt wieder einmal sehen kann? Wohl eher das Gegenteil. Und auch die Entdeckung einer neuen Krankheit im Internet und deren Überprüfung durch den Arzt, fordert selbst einem (aufgeklärten) Hypochonder einige Aufregung ab.

Die Sache mit "Hyper" und "Hypo" dürfte damit klar sein, alles was Hyper ist, ist zuviel, was Hypo ist, ist einfach zu wenig. Man kann's halt keinem recht machen. Wenn dann die Funktionen des Patienten auch noch "dys" sind, kommt nun wirklich alles zusammen, denn "dys" bedeutet einfach "schlecht" oder auch "miss" und ergibt schlicht und ergreifend eine "Dysfunktion" und sowas kann sehr schnell zu einem "Syndrom" ausarten. Dann ist der Patient mit einer Krankheit geschlagen, bei der einfach alle Beschwerden, die vorkommen können, in der Tat zusammen vorkommen.

So wie ein Begriff am Wortanfang eines Befundes stehen kann, so kann er auch am Ende eines Wortes stehen, also entweder eine "itis" sein oder eine "ose". Bei "itis" hat sich immer etwas entzündet, zum Beispiel bei einer "Rhinitis" die Nasenschleimhaut oder bei einer "Arthritis" ein Gelenk. Wenn die Entzündung jedoch mittlerweile chronisch geworden ist, dann ist sie eine "ose", beim Gelenk heißt das dann "Arthrose". 

Nach einem Krankenhausaufenthalt oder Besuch bei einem Facharzt erhält der Patient einen Befund, der in der Regel direkt an den Hausarzt geht, damit dieser weiß, was er bei der Weiterbehandlung zu tun hat. Auf eine Kopie eines solchen Befundes hat jeder Patient Anspruch, was der Befund allerdings aussagt, weiß er deshalb noch lange nicht. Viele Ärzte machen sich bereits die Mühe, ihren Patienten einen solchen Befund zu erläutern, aber wie sagte Goethe schon so treffend: "Was du schwarz auf weiß besitzt, kannst du getrost nach Hause tragen." Dummerweise war die Erklärung des Befundes mündlich und trotz Nachfrage heißt das dann teilweise, daß der Rede Sinn dunkel geblieben ist. Also was tun?

Dann sollte der Patient sich im Internetportal https://washabich.de kundig machen. Besser gesagt: Kundig machen lassen. Dort übersetzen mittlerweile (kostenlos, Spenden werden gerne entgegengenommen) rund 350 Medizinstudenten unter Beratung von 50 Ärzten und 2 Psychologen den Befund in verständliches Deutsch. Allerdings ist inzwischen Geduld gefragt, denn das Patienteninteresse ist mehr als nur enorm. Aber die gesamte Vorgangsweise ist auf dem Portal zu ersehen. 

Zur Ersterkenntnis sind einzelne Gesundheitsportale nützlich, wie zum Beispiel www.gesundheitsinformation.de oder www.patienteninformation.de sowie www.medikamente-im-test.de der Stiftung Warentest.

Da Ärzte jedoch auch - und vor allem - normale Menschen sind, werden sie auch Bemerkungen machen, die der Patient so nicht gleich verstehen soll, vor allem wenn sie "lästernder Natur" sind - oder der Arzt schlicht und einfach mit seinem Patienten überfordert ist. Ein schönes Büchlein namens "Arztelatein im Klartext" von Michael Dirk Prang hat diese Bemerkungen aufgelistet, und wir möchten Ihnen die schönsten nicht unterschlagen. Eine "expectative Therapie" bedeutet einfach, daß sich die Krankheit auch ohne ärztliches Eingreifen bessert, es ist nur eine Frage der Zeit. Ist die Krankheit jedoch "idiopathisch" hat der Doktor schlichtweg keine Ahnung, woher das kommt, wird sie dann "essentiell" hat der Behandler noch immer keine Ahnung. 

Vielleicht ist die Erkrankung auch "iatrogen", also vom Arzt selbst verursacht, etwa durch ein "Amortisations-Syndrom", weil ein teures Gerät eingesetzt werden mußte, damit der Anschaffungspreis wieder reinkommt. Meist war es dann ein "lapsus" d.h. ein Irrtum oder ein Versehen oder die Krankheit ist einfach "habituell", der Patient hat sie geerbt. Dann könnte der Patient auch ein "Hypochonder" sein, zwar ein guter Kunde, aber einer der nervt oder ein "Morbus mediterraneum", auch als Jammerlappen bekannt oder ein c.p. (caput piger), der sich vor der Arbeit drücken will, wegen dessen man glatt einen "raptus" bekommen könnte, einen Wutanfall halt.

Patienten können für Ärzte auch zur Plage werden, etwa bei Vorhandensein einer "klimakterisch akzentuierten negativen Vitalitätsschwankung" einer heulenden, nervenden Ziege in den Wechseljahren. Verschlimmert wird dies nur noch durch eine "maligne Logorrhoe", einen bösartigen, nicht zu stoppenden Wortfluß, der dem Arzt die Zeit raubt.

Mancher Patient ist auch ein "OS", eine Oral-Sau, die sich vorher die Zähne putzen sollte, damit er/sie nicht so aus dem Mund stinkt, einer der ein "externes Pigment" auf der Haut hat (höchste Zeit sich zu waschen) oder gar reif ist für eine "forcierte Balneo-Therapie" (wann hat der zum letzten Mal ein Bad gesehen?).

Ansonsten gilt: "Medicus curat, natura sanat" (der Arzt pflegt, die Natur heilt) denn "vita brevis ars longa" (das Leben ist kurz, die Heilkunst ist lang) und außerdem "stat sua cuique dies" (jeder muß mal sterben).

Wir wünschen gute Besserung.   


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