Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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Der Mann mit den Masken

Der menschliche Sammeltrieb ist uralt. Schließlich begannen wir alle mal vor ewigen Jahren als Jäger und Sammler. Manche Menschen können gar nicht mehr mit Sammeln aufhören. Die werden dann ein Fall für RTL als Messies. Aber die meinen wir hier nicht. Auch nicht die Sammler mit den kleinen Werten, die in ein Album passen.  Schon eher die raumgreifenden Sammlungen. Aber die haben ein Problem, nämlich den Raumbedarf. Und um den zu lösen, macht man am besten ein Museum draus. Dann kann man auch Eintritt verlangen. Zum Beispiel wenn man ein Maskenmuseum besitzt. Mit 6000 Masken. Wie Michael Stöhr. Aus Diedorf bei Datschiburg, pardon Augsburg.

Klären wir noch schnell das mit "Datschiburg". Der Begriff stammt vom Zwetschendatschi, norddeutsch auch Zwetschenkuchen genannt, aus Hefeteig. Und den kann man in Augsburg besonders gut backen. Aber das hat mit unserer Geschichte nichts zu tun, denn hier geht's um Masken.

Angefangen hat die Maskenleidenschaft von Michael Stöhr mit einem Irrtum, wie so vieles im menschlichen Leben. Auf einer Berlin-Exkursion während seines Studiums an der Kunstakademie in München geriet er in Berlin-Dahlem versehentlich in ein Museum für Südseekunst - und da hat es ihn gepackt. Aus einer Reise in die Südsee und rund um die halbe Welt kam er dann mit Koffern voll mit Masken zurück. 

Stöhr kennt seine Masken alle (sozusagen mit Namen) und kann zu allen eine Geschichte erzählen, wie er sie erhalten hat, wie sie ihm "zugelaufen" sind, was sie bedeuten, wer sie trug. Denn getragen müssen sie sein, sonst kommen sie ihm nichts ins Haus, äh Museum. Deshalb finden sich dort nicht nur Masken aus der Südsee, aus vielen afrikanischen Ländern, von nordamerikanischen Indianern oder aus den europäischen Alpen sondern auch Gesichtsbedeckungen wie - ja tatsächlich - Star-Wars-Masken, ein Stoiber-Kopf aus Latex (wir sind in Bayern, also ein Muß) oder die Fratzen aus Horrorthrillern. 

Irgendwann war sein Haus voll, sozusagen randvoll. Doch vor gut zehn Jahren konnte Stöhr einen leerstehenden Bauernhof in der Ortsmitte von Diedorf mieten, den er renovierte und seine Masken dort einbrachte. Vor zwei Jahren ergab sich das Glück, das Anwesen kaufen. Damit ließen sich die Ausstellungsräume vergrößern und einige Ateliers einrichten. Die Vermietung dieser Ateliers finanziert den Kredit für den Hauskauf sowie die laufenden Kosten. Und der westliche Landkreis Augsburg hat ein Haus der Kulturen.

Das Museum ist nach telefonischer Absprache geöffnet. Der Eintritt einschließlich Führung kostet 5 Euro pro Person. Kinder bis 12 Jahre haben freien Eintritt. Gruppen von sechs bis zwölf Personen zahlen insgesamt 25 Euro. Auf Wunsch macht Michael Stöhr auch individuelle Führungen zu speziellen Schwerpunkten oder Themen. Die Netzadresse dazu: www.maskenmuseum.de.

Schauen Sie sich doch einmal um, wenn Sie einen fremden Ort besuchen. Gerade in Baden-Württemberg oder irgendwo auf dem Land finden Sie kleine private Museen, die der Entdeckung harren und die ihren Besitzern Nebeneinnahmen bringen. Vielleicht besitzen Sie selbst eine Menge "alts Graffel" und ein Licht geht Ihnen auf. Könnte doch andere Menschen dringend interessieren. Sollte man doch eine Ausstellung damit machen. Damit sich andere daran erfreuen können. Steht doch sonst bloß in der Gegend rum und nimmt Platz weg.