Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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Moderne Selbstversorgung

Selbstversorgung ist so alt wie die Menschheit selbst und auch noch bei Naturvölkern die normale Lebensweise. Nachdem der Mensch erfahren mußte, daß er hinfort im Schweiße seines Angesichts sein Brot essen müsse, blieb ihm nichts anderes übrig, als loszutigern und Eßbares zu finden. In der ersten familiären Arbeitsteilung zog der Mann hinaus ins feindliche Leben und brachte als Jäger und Sammler die Ergebnisse seiner Bemühungen in die heimische Höhle, wo sie von den Frauen weiterverarbeitet wurde. Aus den Höhlen wurden später Behausungen, und die ersten Versuche einer stationären Landwirtschaft begannen. 

Bald bildeten sich Stammesformen heraus mit Häuptlingen. Anführern oder Fürsten, die zunehmend danach trachteten, sich selbst und vor allem ganz selbstverständlich versorgen zu lassen, während sie bemüht waren, die Siedlungsgebiete ihrer Stämme immer weiter auszudehnen, was bald zu feindlichen Begegnungen führen mußte. Dadurch entstand mittels Plündern und Brandschatzen eine neuartige Art der Selbstversorgung, die noch heute gerne geübt wird, nicht nur in Kriegszeiten.

Gleichzeitig gelang es, eroberte Völker zu unterjochen und deren Angehörige zu Sklaven zu pressen, was ebenfalls heute noch gang und gebe ist und das ebenfalls zu Zeiten eines relativen Friedens, wie er derzeit in Europa besteht. Denn auch in der EU arbeiten fast 900.000 Sklavenarbeiter für kriminelle Organisationen. Dazu kommen zum Beispiel in Deutschland noch Millionen Bezieher von Hartz IV oder Grundsicherung im Alter, die sich als quasi Leibeigene den Schikanen und Diktaten angeblicher Sozialämter zu fügen haben. Ämter, deren Hauptaufgabe seit Gerhard Schröder, dem großen Bastakanzler, zuförderst das Fordern ist und erst ganz am Ende das Fördern steht, besonders gerne jedoch das Hinausbefördern oder Leistungsverweigern. Hauptsache, die Armen bleiben arm und fügsam.

Ein beliebtes Mittel, sich ebenfalls der Selbstversorgung zu entziehen und sich gut versorgen zu lassen, ist zu behaupten, man sei im Besitze geheimen Wissens, das man hüten müsse vor dem einfachen Volk, so wie es überwiegend von Priesterkasten gehandhabt wird. Dies nicht nur im alten Ägypten oder der Antike allgemein, sondern immer gerne dann, wenn es um die Auslegung heiliger Bücher geht. Dies sowohl fürs Morgenland als auch fürs Abendland. Oder anders ausgedrückt: Was hat sich seit der Zeit, als Otto von Corvin seinen "Pfaffenspiegel" schrieb, eigentlich geändert, sieht man zum Beispiel die Vorgänge im Bistum Limburg? Was das mit Selbstversorgung zu tun hat? Ich bitte Sie, sowas ist doch Selbstversorgung pur.

Lassen wir die Demagogie. Kommen wir also dazu zu klären, was uns daran hindert, uns verstärkt selbst zu versorgen. Oder noch besser gesagt, finden wir Möglichkeiten, dies auf ganz neue Art wieder zu praktizieren und uns vor Monsanto samt Gift und Genen zu schützen. Bekanntlich sind nur wenige von uns in der Lage, über einen eigenen Garten, einen größeren Balkon oder ähnliches zu verfügen, da in der Stadt einfach der Platz dafür fehlt. Gut, es gibt Urban Gardening oder Urban Farming, wie es so schön neudeutsch heißt. Aber ist das eine Lösung bei den Abgasen, die die immer größer werdenden Fahrzeuge ausstoßen? 

Das Leben auf dem Lande, schön und gut, ist immer nur auf den ersten Blick erstrebenswert. Bald fühlt man sich in die Walachei versetzt und kommt sich vor, als lebe man am Arsch der Welt, nachdem über Jahrzehnte der öffentliche Personennahverkehr zugunsten einer florierenden Automobilindustrie vernachlässigt wurde. 

Dazu kommt, daß viele längst die Fähigkeiten vergessen und verloren haben, um zu gärtnern, zu handwerken, zu kochen. In vielen Ehen ist der Mann allein schon deshalb der Koch, weil die holde Gattin im Karrierewahn gerade noch über die Kenntnis verfügt, mit Mühe und Not Wasser zu kochen ohne größere Schäden anzurichten. Um dieses Manko zu beheben, müssen vor einer Selbstversorgung neuen Stils erst einmal die Grundkenntnisse wiedererworben werden. Zu diesem Zweck gibt es in jeder gutsortierten Buchhandlung entsprechende Bücher und an Volkshochschulen jede Menge Kurse. Von Experten sollte man sich per Kräuterwanderung in die Geheimnisse der Natur einführen lassen. Und dann - delegieren wir die Selbstversorgung. Wie das?

Aus den USA kommt nicht nur jede Menge Unsinn zu uns nach Europa, sondern auch so manche gute Idee. Die heißt in diesem Fall "Community Supported Agriculture", kurz CSA, ist das Gegenteil zur industriellen Landwirtschaft und auch in Deutschland langsam im Kommen. Das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft umfaßt mittlerweile 36 Initiativen. Dazu nötig ist ein Landwirt mit Mitarbeitern - und vor allem möglichst vielen Mitgliedern, die regelmäßig die erzeugten Güter abnehmen. Also das ganze Spektrum, was so ein großer Hof erwirtschaftet samt Hühnern, Enten, Gänsen, Schweinen und Kühen. Die Mitglieder zahlen dann monatlich einen festen Betrag, etwa 150 Euro pro Erwachsenen und pro Kind die Hälfte. Wer begütert ist, zahlt auch mehr, dafür Arbeitslose oder andere weniger Zahlungskräftige entsprechend weniger.

"Eingekauft" (abgeholt) wird wöchentlich und zwar immer das, was gerade geerntet wird. Das ist im Sommer reichhaltiger als im Winter, ganz nach der Jahreszeit und selbstverständlich regional. Näheres über das Konzept steht auf der Seite www.solidarische-landwirtschaft.org und enthält auch die Liste der Höfe, die bereits nach dem CSA-Prinzip wirtschaften. Zwar hat es sich unter Landwirten herumgesprochen, daß als gute Existenzgrundlage die Umwandlung eines Hofes in ein "Gut Aiderbichl" möglich ist - sowas haben wir auch hier in der Nachbarschaft -, nur eine Lösung der Probleme aller ist das nicht, wohl aber eine Genussgemeinschaft von Städtern und Bauern, siehe www.genussgemeinschaft.de. Weiterhin kann man Patenschaften für Nutztiere übernehmen und erhält dann jährlich einmal deren Erzeugnisse (Käse, Fleisch etc.) oder man erwirbt Eieraktien. Um Näheres darüber zu lesen, ist Google gerne bereit es zu suchen und zu finden (Wieso heißt eine Findemaschine eigentlich Suchmaschine?).

Selberpflücken von Früchten wie Erdbeeren, Himbeeren und anderen ist ebenfalls eine gute Möglichkeit der Selbstversorgung, die auf vielen Feldern angeboten wird. Andere Gärtner, die von vielem Obst in manchen Jahren überfordert werden, stellen ihre Früchte vors Haus zur Mitnahme gegen eine Spende oder beglücken sowieso die gesamte Nachbarschaft damit.

Wer einen Kurs bei einer Kräuterhexe mitgemacht hat, zieht im Frühjahr, Sommer oder Herbst durch Felder und Wälder und sammelt Kräuter und Beeren, was besonders dem Nachwuchs Freude bereitet. Wenn im Herbst die Zeit der Pilze gekommen ist, herrscht ohnehin viel Bewegung in den Wäldern. Doch nicht nur der Geheimtip, wo was besonders gut und vielfältig wächst, sondern auch rechtzeitig ein Kurs in Pilz-, nicht Pils-Kunde, ist hilfreich. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, Obstbäume und Beerensträucher, die keinen Besitzer mehr haben, abzuernten. Wo diese zu finden sind, sagt www.mundraub.org

Früchte und Gemüse, die nicht sofort verzehrt werden können, müssen konserviert werden. Dazu eignen sich das
- - - Einsalzen, denn Salz entzieht Gemüse Feuchtigkeit und verhindert dadurch die Aktivität von Organismen, die das Lebensmittel verderben.
- - - Trocknen, wobei Feuchtigkeit entzogen wird und die schädlichen Organismen funktionsunfähig werden. Entweder breitet man die Lebensmittel auf einem Blech im Ofen aus oder dörrt das Obst in einem eigenen Gerät.
- - - Einlegen in Essig bewirkt, daß die Säure der Lebensmittel durch Hinzufügen von Essig erhöht wird. Sie brauchen dann nicht mehr so lange oder im Druckkochtopf gekocht werden, wie es bei ungesäuerten Lebensmitteln der Fall ist. 
- - - Einwecken oder Eindosen tötet alle lebenden Organismen und Enzyme in den Lebensmitteln durch Hitze ab.
- - - Konservieren durch Zucker bei der Marmeladen- und Geleeherstellung bewirkt mittels Hitze die Konservierung von Früchten mit einem relativ hohen Säuregehalt.
- - - Einfrieren macht die für Lebensmittel schädlichen Organismen bei niedrigen Temperaturen funktionsunfähig. Sie werden durch das Einfrieren nicht unbedingt abgetötet, aber sie können sich nicht vermehren und auch ihr schädliches Gift nicht verbreiten.

Wie Sie Ihre Vorratswirtschaft am besten handhaben, steht unter anderem in John Seymours Buch "Selbstversorgung aus dem Garten", sozusagen der Klassiker aller Selbstversorger. Oder Sie gehen halt bei einem Selbstversorger in die Lehre. Einen solchen erkennen Sie daran, daß er je nach Größe entweder einem Rübezahl oder einem Rumpelstilzchen ähnelt, also etwa einem zweibeinigen Rauhhaardackel.

Nachdem selbst bei Florian Silbereisen in der TV-Sendung begeistert gehäkelt wird, wird Selbermachen immer beliebter. Hieß es früher: Spinnen am Morgen bringt Kummer und Sorgen (wenn man damit sein kärgliches Brot verdienen mußte), Spinnen am Abend, erquickend und labend (für die vornehme Gesellschaft), so ist das eigene Modelabel (Made by Heidi) schon fast ein Muß für young urban girls and women.

Baumwolle, Hanf, Leinen und Wolle lassen viel Raum für kreatives Werken: Stricken, Häkeln, Filzen, Nähen. Oft finden sich auch im Schrank lange gehortete und längst vergessene Schätze, die der Umarbeitung harren und endlich ihre zweite Chance wollen. Omas Leinentischdecke, die nie mehr verwendet wurde, Bettwäsche, Stoffbahnen, Baumwollgardinen, die der Gilb verschonte, die moderne "Göttin des Glücks" (so heißt auch ein Wiener Modelabel) kann alles verwenden. Mag der Teufel Prada tragen, Eva von heute schneidert selbst. Organisiert dann mit den Freundinnen Tauschpartys und hat gleich wieder etwas Neues.

Ach ja, tauschen. Sind Sie eigentlich schon Mitglied eines Tauschrings? Wenn Sie darunter allerdings "Tausche Mercedes gegen Bentley" verstehen, frage ich mich, weshalb Sie eigentlich bis hierher gelesen haben. Ihnen ist dann auch der Tip für Ckevere egal, weil zu popelig, daß sich alles das, was hier beschrieben wurde, gut für eine selbständige Tätigkeit eignet.

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