Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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Name: Sepp Holzer - Beruf: Agrar-Rebell

Sein 40 ha großer Hof liegt im salzburgischen Lungau auf einer Höhe zwischen 1100 und 1500 m. Hier ist das Sibirien Österreichs. Und trotzdem: Im Salzkammergut, da kammer gut, nicht nur in der Operette. Denn beim Holzer auf der Höh', da wachsen 15.000 Obstbäume mit Kirschen, Äpfeln und Birnen. Natürlich auch, schon wundert es niemanden, Kiwis, Aprikosen, Pfirsiche, Maronen. Selbstverständlich baut er Getreide an und im Winter zieht er Radieschen unter der Schneedecke hervor. Und was wächst bei anderen Bauern auf solcher Höhe? Mit Mühe und Not ein paar saure Gräser.

Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln, sagt ein arrogantes und herablassendes Sprichwort. Vielleicht ist es gar nicht mal so falsch. Was aber macht der Holzer Sepp auf seinem Hof eigentlich anders. Alles - er macht einfach das genaue Gegenteil von dem, was ein Mensch sonst zu tun pflegt. Er setze sein Hirn ein, sagt der Sepp und beobachte die Natur. Und dann richtet er sich nach der Natur und versucht nicht, ihr seinen Willen aufzuzwingen. So wie es der Weltenschöpfer sinngemäß zu seinen ungehorsamen Geschöpfen gesagt hat, als er sie an die frische Luft setzte. Nutzt meine Schöpfung - aber versucht nicht, sie zu vergewaltigen.

Deshalb versucht Holzer mit minimalem Arbeitsaufwand unter geschickter Ausnutzung ökologischer Beziehungen und Kreisläufe einen optimalen Ertrag zu erwirtschaften. Dann düngt er also und spritzt gewaltig? Einen Teufel wird er tun. Oder wie er in einer Forum-Sendung auf BR-Alpha sagte: Durch Düngen und Spritzen werden die Pflanzen süchtig. Sie hängen dann wie ein Süchtiger an der Spritze und brauchen immer mehr neuen Stoff. Schädlinge, die sich an Pflanzen niederlassen, weisen entweder auf eine bereits geschwächte Pflanze hin, wie sie durch Monokulturen, falsche Standorte oder zu schwaches Saatgut entstehen. Doch für Holzer gibt es weder Ungeziefer noch Unkraut und ungünstige Lagen schon gar nicht, dafür aber jede Menge unfähige Menschen, die weder Schöpfung noch Natur begreifen wollen, diese dafür aber bekämpfen.

Eine Überpopulation von Pflanzen und Tieren (eben "Schädlinge" oder "Unkräuter") kommt nur da zustande, wo der Mensch falsch lenkt und das natürliche Gleichgewicht der Natur zerstört wird. O-Ton Holzer: "Sitz di hin und denk amol nach, wos host jetzt do für an Fehler gmocht? Hinsitz'n und beobacht'n." Auf diese Weise und immer mit der Natur als Vorbild käme jeder unfehlbar auf die Lösung des Problems.

Und das ist sein einfaches Geheimnis: "Vielfalt statt Einfalt". Je mehr unterschiedliche Pflanzen nebeneinander wachsen, um so gesünder werden sie. Tiefwurzler wachsen neben Flachwurzlern. Dadurch versorgen sich die Pflanzen gegenseitig mit Nährstoffen und geben einander Halt. So mögen Obstbäume gerne Brennesseln, Leguminosen, Kartoffeln und Himbeeren als Nachbarn, sind aber auch Haselnuß und Wildrosen nicht abgeneigt. Damit ist bereits die Düngerfrage gelöst - unnötig. Denn gedüngte Obstbäume sind laut Holzer nämlich schwach und könnten somit auch keinen eigenen Frostschutz entwickeln.

So experimentiert Holzer immer wieder von neuem. 70 Teiche hat er am Berg angelegt. Am Berg, wo das Wasser fortläuft. Geht doch, frag mal die Wutz, wie sie ihre Suhlen anlegt, von wegen dummes Schwein. In diesen Teichen mit einer Gesamtfläche von 4 ha züchtet er neben den verschiedensten Wasserpflanzen wie Seerosen auch sämtliche Wasserschnecken, Krebse und verschiedene Fischsorten und ist stets darauf bedacht, daß es den Tieren an nichts mangelt. Natürlich gehört zu seinem Gelände ein eigenes Elektrizitätskraftwerk (mit Wasserkraft) und eine Pflanzenkläranlage, in der Abwässer mit Hilfe von Stroh, Hackgut und Regenwürmern zu Humus verwandelt werden. Humus ist im übrigen der beste Speicher für CO2, was auf diese Weise gebunden wird und nicht in die Atmosphäre entweichen kann. In die es zwangsläufig entweichen muß, wenn der Mensch den Boden immer mehr verdichtet und zubetoniert.

Holzer ist somit ein wichtiger Landwirt für das österreichische Landwirtschaftsministerium geworden. Klar - wenn es darum geht, ihm jede Menge Steine in den Weg zu legen. Gilt der Prophet doch sowieso nichts im eigenen Land - in Deutschland allerdings dreimal nichts. Dafür ist der Agrar-Rebell weltweit gefragt. In Spanien legt er einen See nach dem anderen an. In Lateinamerika in Ländern wie Costa Rica, Brasilien und Kolumbien aber auch in Asien wie in Thailand lehrt er seine Anbaumethoden. Wann ist es auch hierzulande soweit, daß man sich um ihn reißt? Fünf vor zwölf, zwölf oder erst fünf nach zwölf? Wenn den Menschen das Wasser buchstäblich bis an die Haarspitzen steht und die Luft vor Hitze flimmert? Ach - vielleicht kommt doch alles ganz anders: Neue Eiszeit oder so? Wie auch immer: Perma-Kultur funktioniert jederzeit.

Zum Anschluß fragte die Gesprächspartnerin bei BR-Alpha noch, wie viele Menschen mit seiner Methode des Landbaus ernährt werden könnten. Holzers knappe Antwort: Die dreifache Weltbevölkerung. Monsanto und Consorten, laßt Euch heimgeigen.