Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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Heute wollen wir Probleme lösen, die finanziellen jedenfalls

Kennen Sie den Unterschied zwischen "sparen" und "sparsam sein"? Büntings Deutsches Wörterbuch erklärt Sparen so: "Geld auf die Bank bringen", "Nur wer spart, wird einmal etwas haben, besitzen", "In Zeiten, in denen man Gewinn macht, sollte man daran denken, Geld zurückzulegen, um wirtschaftlich schwere Zeiten überbrücken zu können." Sparsam sein, jedoch bedeutet "nichts zu verschwenden". Oder nicht über seine Verhältnisse zu leben. Sparsamkeit ist also relativ.

Verbessere ich meine Verhältnisse, bin ich immer noch sparsam, wenn ich mir mehr leiste als zuvor. Doch wie verbessern? Wer sich täglich darum sorgen muß, wovon er am nächsten Tag leben kann, hat keine Zeit, seine Zukunft zu planen und sein Leben zu ändern und zu bessern. Darum hält man die Armen arm, damit sie nicht zur Konkurrenz für die Reichen werden. Denn alles im Leben kostet Geld. 

Zwar ist der Tod umsonst, aber einen Toten kann man nicht einfach in der Gegend rumliegen lassen. Ihn oder sie unter die Erde zu bringen, die Asche übers Meer zu verstreuen oder daraus einen Diamanten pressen zu lassen, das geht richtig ins Geld. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich, reimte schon Erich Kästner.

Daraus folgt, wenn ein Mensch seine Verhältnisse verbessern will, muß er seine Lebensweise verändern. Etwas tun, was möglicherweise andere Menschen zum Kopfschütteln veranlaßt. Noah tat es und entging damit dem gleichen Schicksal, das seine damaligen Mitmenschen ereilte, die von ihrer unsäglichen Lebensweise nicht ablassen wollten. Und er tat es rechtzeitig. Noah hat die Arche bekanntlich schon gebaut, bevor es angefangen hat zu regnen.

Wozu jetzt diese umständliche Einleitung? Nun ich will Ihr Denken ablenken von der Handlungsweise, wie man im allgemeinen im Internet zu mehr Geld kommen soll und es doch nicht erreicht, weil man am Ende meist ärmer ist zuvor. Denn weil man nicht sparsam war, sondern sein Geld für unsinnige "Reichtumsprogramme" zum Fenster rausgeworfen hat, muß man nun bei allem vorn und hinten sparen. Man verbessert seine Verhältnisse nur durch eigene Kreativität, nicht durch Nachäffen. Und das Internet bietet jede Gelegenheit dazu. Machen wir's halt mal so, wie es die Amis machen. 

Was Sie dazu brauchen, haben Sie wohl ohnehin. Den Rechner, da sitzen Sie davor. Eine Webcam - haben die meisten auch. Eine Digitalkamera - wer wird heute noch mit der legendären "Box" fotografieren?

Biggi hatte einen guten Tag heute und tolle Beute gemacht. Prallvoll waren ihre Einkaufstüten, die sie bei H&M, bei New Yorker, Pimkies, Zara und Primark füllte. Und alles soooo billig. Jackie schreit vor Glück: Zalando hat geliefert. Und so breiten die beiden Gören ihre Schätze auf dem Boden ihres Zimmers aus oder halten sie hoch. Diese Verschwenderinnen! Wo haben die nur das Geld her? Männern aus der Tasche gezogen? Auf den Strich gegangen? Alles Unsinn. Wenn die Beiden ihre Klamotten hochhalten, halten sie diese vor eine Webcam. Denn sie produzieren gerade ein Haul-Video.

Sowohl das Wort als auch die Kulturtechnik kommen aus den USA. Von Haul, der Fang, die Ausbeute. Und die wird jetzt vorgeführt. Das reicht. Danach auf Youtube hochgeladen. Youtube stellt noch ein Werbevideo davor und eins dahinter. Jeder Klick darauf bringt unseren Gören Geld. Wenige Cent nur, doch da viele darauf klicken, wird es eben viel Geld. Die zwei Cleveren sind nämlich keine Verschwenderinnen. Sie leben auch nicht über ihre Verhältnisse. Sie leben einfach ihre Verhältnisse. 

Wenn Sie jetzt die Nase rümpfen, sollten Sie nachschauen, ob Ihr Gehirn eingeschaltet ist. Zeigen Sie auf Youtube doch ihr eigenes Design, führen Sie selbstgenähte Kleider, selbstgestrickte Pullover vor, retten Sie per Doku aussterbende Handwerke vor dem Vergessen, präsentieren Ihre haushälterischen Fähigkeiten, wie man ein Spannbettlaken sauber faltet und nicht verwurschtelt, machen Sarah Wiener und Johann Lafer Konkurrenz und führen Ihre Kochkünste vor. Schauen Sie nach bei Youtube - was andere bereits gekonnt haben, das können Sie doch auch. Und Google, die Mutter von Youtube, wird Sie mit Euronen belohnen.

Wenn der Piller Viergesang tieftraurig und mit irrem Grant im Gesicht am Tisch, mit der Zither drauf, sitzt und "Die Tiroler san lustig" intoniert, dann wird das nicht nur der Hit im Netz, über den sich die Vier und die ganze Nation kringeln vor Lachen. Sondern genauso lacht der Geldbeutel. Leben wir über unsere Verhältnisse? I wo, wir haben unsere Verhältnisse ganz einfach verbessert.

Wann haben Sie zuletzt einmal kreativ fotografiert? Nicht nur so einfach geknipst sondern gute Fotos, aussagekräftige Fotos geschossen. Wie Ihr Fiffi Handstand auf den Vorderpfoten gemacht und in die Luft pepinkelt hat? Hochladen auf Fotolia oder iStock. Hier sind die Adressen: http://de.fotolia.com und http://deutsch.istockphoto.com. Und jedes Medium, das Ihre Fotos veröffentlicht, zahlt Ihnen Geld dafür. Hobbies machen nicht nur Freude, sie können auch sehr einträglich sein. Und das Schöne dabei: Sie müssen noch nicht einmal zusätzlich für Ihr Zusatzmoos malochen.

Das Hantieren mit der Kamera ist nicht so Ihr Metier, aber literarisch wären Sie gern erfolgreich, nur die uneinsichtigen Verlage senden Ihre Manuskripte immer wieder retour. Verlagen, die zuerst die Druckkosten von Ihnen verlangen, trauen Sie nicht über den Weg, Books-on-Demand ist Ihnen auch zu umständlich, und es kostet ebenfalls erst einmal. Dann haben wir hier die Lösung, und die findet sich unter Amazon bei Kindle Direct Publishing https://kdp.amazon.com. Ihr Manuskript einfach als eBook hochladen und der Verdienst kann beginnen, 70% der Einnahmen für Sie, der Rest für Jeff Bezos. Was dort gut läuft? Wenn Sie erst spät am Abend heimkommen und stets hören: "Erzähl jetzt bloß keine Märchen.": Fantasy geht immer. Und Ihre schmutzige Fantasie können Sie hier auch loswerden, Sexromane sind gefragt. Ansonsten schauen, was so die anderen Autoren schreiben. 

Kennen Sie schon Pumpipumpe. Hat nix mit Pipi oder Pupsi zu tun. Ist aber eine clevere Idee für alle, denen es ein Greuel ist, wenn Sachen, die man verborgen kann, nur von jeweils einem genutzt werden. Einfach hinmailen, die kostenlosen Aufkleber von Meteor collectif an den Briefkasten kleben, und Sie werden als Aus-Helfer in der Not bekannt. Zwar wollen die Schweizer jetzt die Grenzen verrammeln, weil das Boot angeblich wieder voll ist, aber zum Eigenbrötler will man doch nicht werden: www.pumpipumpe.ch.

Was aber sollen Sie tun, wenn Sie ein etwas umfangreicheres Projekt starten wollen, der Banker aber nur hämisch lacht, weil er das Geld der Bank längst verzockt hat und für Sie nichts mehr übrig ist. Kommt da was aus Amerika? Viele Amerikaner haben auch heute noch eine unkomplizierte, praktische Art - das ist ihr Pionier-Erbe. Und wirklich, wenn es die Amis nicht schon gäbe, man müßte sie glatt zeugen. Ihre Lösung für dieses Problem heißt CrowdFunding, Schwarmfinanzierung. Wie das funktioniert können Sie hier lesen. 

Mit CrowdFunding wurde zum großen Teil der "Stromberg"-Film, der derzeit in den Kinos läuft, finanziert. Auch ein mir bekannter, regionaler Filmproduzent hat die Postproduktion seiner Doku "Trüffeljagd im Fünf-Seen-Land" so finanziert. Der Berliner Architekt Van Bo Le-Mentzel hat ebenfalls diese Finanzierungsmöglichkeit genutzt, um Karma-Chakhs, den roten Turnschuh aus Stoff von Biobaumwolle, mit Sohle aus Naturkautschuk, alles ohne Plastik, fair produziert, selbstverständlich ohne Kinderarbeit, herstellen zu lassen. 500 Paar als erste Produktionsmenge.

Jeder, der sein Projekt unterstützt, zahlt nicht nur 69 Euro für eine gute Idee, er erhält noch etwas dazu: den Sneaker nämlich. Le-Mentzel sagt dazu: "Hier geht es um den nächsten Schritt des CrowdFunding: Crowduction! Ab jetzt bestimmt die Crowd, was und wie produziert wird." Und weiter: "Mein Wunsch wäre, daß der 501. Interessent sagt 'Ey, ich will unbedingt diesen Schuh, aber nicht in Rot, sondern in Grün. Van Bo, machst du die?' Und ich sage: Nein, mach es selbst. Ich zeige dir, wie es geht."

So hat sich Le-Mentzel auf die Suche nach Nachahmern gemacht und die Crowdbuilding Academy gegründet. Er will anderen helfen und erklären, wie sie Unterstützer für ihre Projekte gewinnen können. Das funktioniert wie? "Ich brauche zum Gründen keinen Raum, kein Kapital, keine Mitarbeiter. Die Idee reicht. Und die wird von der Crowd weitergetragen." Und so ist es finanziert: http://www.startnext.de/karma-chakhs.

Zum Schluß ein Rat. Ein wahres Sprichwort sagt, der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Aber Kleinvieh macht auch Mist und viel Kleinvieh macht viel Mist. Wenn das dann der Teufel sieht . . . Halten Sie sich immer an die alte Börsianerregel, die für alles im Leben gilt: "Niemals alle Eier in einen Korb legen." Geht Ihnen der Hauptverdienst mal flöten, bleiben immer noch die vielen anderen. Und Sie werden niemals dumm aus der Wäsche schauen. 

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