Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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Abzockerparadies Deutschland -
Gut geleimt ist auch beschissen

Was ist der Unterschied zwischen Internet und "richtigem" Leben? Natürlich gehört heutzutage das Internet einfach zum Leben dazu - im sogenannten richtigen Leben, mit allem, was dazu gehört, sind Sie erst wieder dann, wenn Sie den Rechner ausgeschaltet haben. Und da Sie die meiste Zeit des Tages ohne Computer auskommen können - und hoffentlich werden - ist während dieser Zeit die Möglichkeit am größten, abgezockt zu werden. Und vielfach ist es Ihnen gar nicht bewußt, daß Sie wieder einmal geleimt wurden.

Ich möchte auch deshalb nicht über die Fallen im Netz schreiben, weil schon so viele andere darüber geschrieben haben und es ebenfalls in Zukunft weiterhin tun werden. Ich will Sie aber dafür sensibilisieren, alles was Sie täglich verrichten, mit wachen Sinnen zu tun. Alle wollen nur Ihr Bestes. Und weil das so ist, hat dieser Artikel auch vorrangig mit Geld zu tun. Sowohl privat als auch geschäftlich.

Suchen wir uns dazu einmal eine Beispielsperson aus, also Frau oder Herrn Mustermann. Nicht Trinchen Müller sondern jemand mitten aus dem Leben. Arbeitsweise freiberuflich oder selbständig, damit alle Bereiche abgedeckt werden. Wie wäre es mit Friseuse . . . eh boa. Quatsch, natürlich nicht die blonde Susi, die frühmorgens am Salon bei Manni aus dem Manta steigt. Sondern eine Friseurin, Friseurmeisterin, nennen wir sie Angelika, eine mobile dazu. Ich hätte auch einen Spenglermeister, eine Designerin, einen Raumausstatter etc. nehmen können. Die Friseurin ist mir nur gerade in den Sinn gekommen. Oder den Unsinn.

Wer ein Geschäft betreibt, muß werben

Und da die/der normale Geschäftsfrau/mann kein Werbefachmann ist, ist die Wahrscheinlichkeit in eine Falle zu tappen, hier am größten. Die alte Überlegung: 50 Prozent der Werbung ist für die Katz, nur welche? Und ich sage, 100 Prozent aller Werbung ist nicht für die Katz, wenn mit Überlegung geworben und die richtige Zielgruppe gefunden wird. Anders herum: Wenn ich selber das Angebot bräuchte, was ich anzubieten habe, wo würde ich danach suchen oder mit welchem Medium würde man mich erreichen? Lassen wir wieder das Internet draußen vor. Nicht für jede geschäftliche oder freiberufliche Tätigkeit ist eine Webseite vonnöten - schön, wenn man sie trotzdem hat. Was kann man mit den Klickanzeigen von Google AdWords falsch machen? Den falschen Text reinschreiben. Klickt niemand an, dann kostet‘s auch nichts. Anzeigenwerbung in Printmedien kosten immer, egal was dabei rauskommt.

Unsere Beispielfrau braucht kein spezielles Medium, sprich Fachmedium.  Wo soll daher Angelika werben? Jederzeit in der Tageszeitung, etwa mit einem Spezialtarif, einem besonderen Angebot für Berufstätige, Ältere, Behinderte, schließlich kommt sie ja ins Haus. Und verachtet mir die Anzeigenblätter nicht. Zwar schaut nicht jedermann die Anzeigen an, aber gegenüber der regionalen Tageszeitung ist die Auflage sehr viel höher. Es gleicht sich also aus. Ganz wichtig: Ein Eintrag per Fettdruck im Telefonbuch - das ist das Medium, über das man Sie erreicht. Woran die wenigsten denken, was aber auf dem Land oder in kleinen Gemeinden durchaus wichtig sein kann: In einer Broschüre, die ein Verein herausgibt, der ein Jubiläum feiert. Damit wird nicht nur ein Blättchen erreicht, das intensiv gelesen wird. Sondern viele Leute, speziell ältere, fühlen sich besonders zu Geschäften hingezogen, die sich einer Gemeinde, einem Verein verbunden fühlen. Das Gegenteil dazu heißt: Na die/der hat’s wohl nicht mehr nötig. Antiwerbung ist in der Regel wirkungsvoller als tatsächliche Werbung.

Wir haben in unserer Gemeinde eine "Dorfzeitung", die vierteljährlich erscheint, übrigens deutschlandweit die einzige. Die wird sogar in die weite Welt versandt, überall dorthin, wo mal ehemalige Ortsbewohner gelandet sind. Die sich immer noch der "Heimat verbunden fühlen". Diese Zeitung, richtig redaktionell aufgemacht, hat mittlerweile 24 Seiten Umfang. Finanziert durch die Werbung örtlicher Geschäfte. Und diese Werbung erreicht in der Tat die Interessenten. Ich weiß, wovon ich rede.

Jetzt kommt die Anzeigenabzocke.

Und nun das Wichtigste. Wo soll Angelika in keinem Falle werben? Immer dann, wenn ein Anzeigenvertreter für ein besonders "wirkungsvolles" Medium, das bestimmt in soundsovielen Exemplaren "verteilt und ausgelegt" wird, ihr ins Haus schneit, sollte sie ihm den Weg zum Hausausgang zeigen. Den er schnellstens wieder zu benutzen hat. Ortsbroschüren obskurer Verlage, Polizeihefte, Erziehungs"rat"geber und was den Abzockern so alles einfällt. Und raus mit ihm, sonst hole ich meinen Struppi zu Hilfe.

Ich weiß, daß ich mich jetzt bei kartografischen Verlagen nicht beliebt mache. Vor mir liegt eine Freizeitkarte mit Cityplänen (2) für einen Landkreis im südlichen Bayern mit 52 Anzeigen. Das hat sich gelohnt - für den Verlag. Lediglich 3 dieser Anzeigen werben für Restaurants in Ausflugszielen - alle anderen Gaststätten haben da wohl schon die Nase gestrichen voll. In dieser "Freizeitkarte", man kann die Nutzungsart nicht genug betonen, werben Baugeschäfte, Kranverleihe, Handwerker, Apotheken, Kardiologen, Dentallabore, Zahnärzte.

Würden Sie, wenn Sie ein Zahnschmerz plagt, in einer "Freizeitkarte" nachsehen, zu welchem Zahnarzt Sie gehen können? Wenn Sie das täten, würde ich Ihnen raten, einmal im Küchenschrank nachzusehen, ob noch alle Tassen drin sind. Der Anzeigenvertreter wird dies natürlich (selbstverständlich) anders sehen, er will ja Geld verdienen - möglichst viel, sonst hätte er sich schließlich einen "anständigen" Beruf gesucht. (Nichts gegen Anzeigen"berater", die Sie selber angerufen haben, weil Sie Werbung schalten wollen.) Denn merke: Es gibt keine "langfristige" Werbung, ganz egal, was man Ihnen weismachen will. Es gibt nur Werbung, deren Erfolg nicht zu kontrollieren ist.

Da wir gerade bei Vertretern sind, eine gute Möglichkeit, Sie über den Tisch ziehen zu können, ist die

Handwerkerabzocke.

Artikel 13, 1 des Grundgesetzes lautet: Die Wohnung ist unverletzlich. Also: Raus mit allen, die darin etwas kontrollieren wollen. Raus mit allen, die Ihnen eine total günstige Reparatur am Haus anbieten, man ist gerade in Ihrem Ort, gestern war Sturm, die Dachziegel müssen nachgesehen werden, vielleicht regnet‘s rein, die Garagenauffahrt sollte mal wieder neu geteert werden und überhaupt und sowieso. Denn ab Frühjahr jedes Jahres sind die betrügerischen Dachdecker wieder unterwegs, die von Haus zu Haus ziehen und günstige, aber völlig unnötige, Dachsanierungen anbieten. Und bei der "Sanierung" das Dach erst sanierungreif machen. Und das kostet dann und kostet dann - und wie.

Wir schützt sich Angelika vor diesen Methoden. Sie ist schließlich vielbeschäftigt, weil sie ihr Werbebudget richtig einsetzt. Aber sie ist bestimmt nicht auf den Kopf gefallen. Genau für diese Fälle hat sie sich ihr persönliches "Handwerker-und für-alles-was-nötig-ist-Nachschlagewerk" angelegt. Und das sollten Sie ebenfalls anlegen. Damit Sie umgehend einen örtlichen Handwerker befragen können, ob die Reparatur, die man Ihnen aufschwatzen will, wirklich nötig ist. Und wenn, was es am Ort kostet.

Sie erstellen sich am Rechner eine Liste über alle Geschäfte, Handwerker, Ärzte und Dienstleister, mit denen Sie gute Erfahrungen gemacht haben. Die preiswert sind. Die vor allem "gut" sind, gute Qualität liefern. Auf diese Liste gehören auch alle Geschäfte, die Sie brauchen können aber bislang noch nicht gebraucht haben. Nutzen Sie dazu die Erfahrungen von Bekannten. Weiterhin alle Adressen und vor allem Telefonnummern von Behörden (zwecks Nachfragen), Polizeistationen, Ärzten, der Zahnarzt Ihres Vertrauens undsoweiterundsofort.

Drucken Sie diese Liste aus. Denn bei Stromausfall können Sie nicht an Ihren Rechner. Eine einzige Adresse gehört nicht in diese Liste. Nämlich der Schlüsseldienst in Ihrem Ort. Der diesen Namen verdient. Dessen Telefonnummer wird ins Handy eingespeichert oder besser noch in Ihr Gehirn. Denn was nützt Ihre schöne Liste, wenn Sie nicht mehr in die Wohnung, ins Haus kommen. Apropos: Telefon. Jetzt kommen wir zur

Telefonabzocke.

Die kann nur dann funktionieren, wenn man Ihre Nummer kennt. Das ist bei Geschäftsleuten dummerweise nicht zu vermeiden. Aber Privatleute sollten von jedem Gewinnspiel Abstand nehmen, in dem nach der Telefonnummer gefragt wird. Und nennen Sie niemals, wirklich niemals, Ihre Kontoverbindung gegenüber anderen. Ausnahme Lastschriften für Tageszeitung, Strom, Telefon etc..

Was tun, wenn man Sie trotzdem ungefragt, gegen Ihren Willen, anruft? Lassen Sie sich auf kein Gespräch ein!!!!!. Niemals, nie und nimmer. Sagen Sie gar nichts. Legen Sie wortlos auf. Und Schluß. Was ist, wenn dann trotzdem behauptet wird, diesen oder jenem Vertrag hätten Sie geschlossen? Mit beiliegender Rechnung. Auch Sie haben einen Papierkorb zuhause. Vorher die Rechnung kopieren und diese zur "Nachbearbeitung" an die Verbraucherzentrale und die Bundesnetzagentur senden. Inkassofirmen mahnen, drohen, malen den Teufel an die Wand, wenn Sie nicht zahlen? Stur bleiben - Papierkorb. Abzocker scheuen Gerichte mehr noch als der Teufel das Weihwasser.

Sollte dennoch ein "Rechtsanwalt" schreiben, einer der den Job macht, damit er nicht verhungert, nehmen Sie seinen Wisch, schreiben handschriftlich darauf: "Da ich bei dieser dubiosen Firma nichts bestellt habe, kann ich auch nichts erhalten haben. Sollten Sie dennoch meinen, diese Korrespondenz fortsetzen zu müssen, werde ich umgehend nach Erhalt eines weiteren Schreibens die zuständige Staatsanwaltschaft einschalten - es sei, Sie können eine Auftragsvergabe - per Kopie - nachweisen." Wenn diese Kopie nämlich gefälscht ist, ist auch der Betrug nachgewiesen. Der Anwaltswisch wird diesem zugefaxt und Sie werden nichts mehr von ihm hören. Der will ja seine Zulassung behalten. Laut "Focus" ermittelt bereits eine Staatsanwaltschaft gegen eine Anwältin, die für einen Betrüger Mahnschreiben versandte.

Rechtsgrundlage: Unerwünschte Anrufe von Call-Centern sind unlauterer Wettbewerb und besonders schwerwiegende Verletzungen Ihrer verfassungsrechtlich geschützten Privatsphäre. Dies urteilte bereits im Jahre 1998 der Bundesgerichtshof: Urteil Az. XI ZR 76/98. 

Und ganz wichtig, machen Sie es sich zur Gewohnheit: Einmal in der Woche Kontoauszüge kontrollieren. Ohnehin problemlos bei Online-Banking.

Kommen wir nun zu einer besonders perfiden Abzocke, der

Omaabzocke.

Immer wieder fallen ältere Menschen auf Gauner herein, die sich telefonisch bei ihnen melden, vorgeben mit ihnen verwandt zu sein, aber derzeit in einer Notsituation zu stecken und dringend Geld zu benötigen. Jeder Verwandte sollte diesen Alten dringendst einschärfen, solchen Einflüsterungen niemals, aber auch gar niemals Glauben zu schenken. Und auch Bankangestellte sollten eigentlich mißtrauisch werden, wenn Ältere plötzlich eine große Geldsumme von ihrem Konto abheben.

Aber auch Oma und Opa können einiges tun und sich vor solchen Gaunereien schützen. Es kann ganz einfach gehen. Wenn jemand anruft und sich für einen Verwandten ausgibt, kurz überlegen, welchen Vornamen derjenige auf keinen Fall hat. Nehmen wir an, ein solcher Name wäre "Ernst". Dann lautet die Begrüßung: "Das ist aber schön, daß Du mich einmal anrufst. Du bist doch bestimmt der Ernst." Was tut der solchermaßen "erkannte"? Klar, er bestätigt das der Oma. Die muß nun nur noch die Polizei informieren, damit diese bei der "Geldübergabe" anwesend ist. Und schon sind zwei Probleme auf einmal gelöst. Oma behält ihr Geld und Ernst bekommt für die nächste Zeit Unterkunft und Essen frei.

Und zum Schluß noch die honorige Abzocke,

Die Finanzabzocke.

War da einmal eine Finanzkrise? Haben in grauer Vorzeit Finanzberater bei Banken ahnungslosen Zeitgenossen die schlimmsten Ramschpapiere angedreht? Haben die Banken daraus gelernt? Und - hat sich etwas geändert? Ob "Fakt", Frontal 21", Plusminus", alle stellen im TV unisono fest: Es ist genauso schlimm wie zuvor. Sogenannte Finanzberater stehen dermaßen unter Druck, "Wert"papiere an den Mann zu bringen, daß selbst Zeitschriftendrücker wie Angehörige der Heilsarmee wirken. Längst werden wieder Anlagen auf den Markt geworfen, die in England und Amerika verboten sind, weil es Risikoanlagen der schlimmsten Art sind. Der Unterschied: Banken weisen nun in den Prospekten verschämt im Kleingedruckten darauf hin.

Warum wohl spricht man vom "Grauen Kapitalmarkt". Weil jeden, der damit in Kontakt kommt, irgendwann das blanke Grauen erreicht. Und im Internet: Angebote, daß König Krösus im Grab rotiert (jedenfalls, was noch von ihm übrig ist), weil er nicht dabei war. Aber schauen wir uns den Ablauf solcher Anlagen (wie z.B. MPE, esv, Big) und ihre Geldvermehrungsversprechen von 6 Prozent im Monat und mehr einmal genauer an.

Sie nennen sich selbstverständlich nicht "Anlagen" sondern "Programme", verfügen aber immer über einen "Sicherheitsfonds", der im Notfall einspringen soll. Wenn dann das Programm seinem rechnerischen Ende entgegen geht und auf diesen Sicherheitsfonds zugegriffen werden soll, hat der sich mit Sicherheit in Luft aufgelöst. Diejenigen Akteure im Programm, die Sie namentlich kennen, sind meist selbst die Gelackmeierten, während die Personen im Hintergrund, die nur unter einer Mitgliedsnummer oder Alias-Namen bekannt sind, sich zum gefahrlosen Rückzug in die Anonymität, resp. in fremde Länder, einer einfachen Strategie bedienen: Verzögerungstaktik genannt.

Sogenannte Auditoren werden dann eingeschaltet, damit nach geraumer Zeit allerseits Hören und Sehen vergeht. Den Auditoren die Lust am Hören und Sie selbst sehen nichts mehr von Ihrem Geld. Dafür wird Ihnen stets versichert, daß das Geld natürlich noch da ist. Dumm nur, daß es jetzt die anderen haben.

Warren Buffet, der reichste Kapitalanleger der Welt, steigt nur in Unternehmen ein, von denen er etwas versteht. Auch Sie sollten es so halten: Was der Bauer nicht kennt, das frißt er nicht und was der Anleger nicht versteht, das kauft er nicht. Geld, heißt es, ist wie ein scheues Reh. Es verduftet nicht nur vor der Steuer ins Ausland, es versteckt sich auch im Gehölz vor denjenigen, die gierig ihm nachjagen. Die bekommen es dann regelmäßig mit den Wildsäuen zu tun.

Wo aber anlegen? Ich möchte Ihnen drei Ratschläge geben - natürlich auch ohne Obligo.

  1. Sie spielen selber Bank und verleihen Ihr Geld im Internet als Privatkredit. Wie das geht und wie groß oder gering Ihr Risiko ist, lesen Sie unter http://www.smava.de.
  2. Sie geben Ihr Geld als Direktanleihen an Unternehmen, die derzeit Probleme mit der Aufnahme von Krediten bei den Banken haben oder deren Kapitalbedarf zu gering für die Börse ist. Sie finden solche Firmen im Internet (unter Google suchen) oder in Anzeigen und Artikeln der Wirtschaftspresse. Lassen Sie die Finger von obskuren Unternehmen und von solchen, die Ihnen unbekannt sind. Gute Adressen sind Mittelständler aus den Bereichen Lebensmittel (Bio), Genußmittel, Kosmetik, Erneuerbare Energien. Gute Beispiele waren in der Vergangenheit die Firmen Halloren (Schokolade), Zimbo (Wurst), Weleda AG (Naturkosmetik).
  3. Sie legen Ihr Geld bei diesen Banken an: GLS Gemeinschaftsbank, Ethik-Bank, Umweltbank. Dort werden die Geschäfte nach Art des ehrenwerten Kaufmannes betrieben. Niemand drängt Ihnen eine Anlage auf und mit absoluter Sicherheit keine Ramschanleihen.

Vor Jahren schrieb die "Financial Times Deutschland" Deutschland sei das größte Zockerland weltweit. Sagen Sie ab heute: Aber nicht mit mir!