Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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Optimist oder Pessimist: Wer ist am Ende besser dran?

Sind Pessimisten ewige Miesepeter, die stets verbittert und lustlos durchs Leben gehen? Sind die Optimisten die alleinigen Glückskinder, die nichts erschüttern kann, weil ihr Optimismus am Ende doch alles zum Guten wendet? Machen wir es einmal anders herum und gehen von einem realistischen Blickpunkt aus, ganz ohne vorgefertigte Meinungen. Was stellen wir dann fest?

Optimisten haben mehr vom Leben: Mehr Ärger, mehr Pleiten, mehr Enttäuschungen. Auch Götz von Berlichingen war Optimist. Doch selbst sein größter Wunsch wurde nicht erfüllt.

Alles, was schief gehen kann, geht auch schief. So steht es in Artikel 1 von Murphys Gesetz. Deshalb geht auch alles schief, was ein Optimist mit heißer Nadel strickt. Was ein Pessimist aber sorgfältig vorbereitet, das klappt auch.

Besonders an der Börse ist dies die wichtigste Regel: Zu viel Optimismus schadet nur. Denn was im normalen Leben durchaus ein Mehrwert sein kann, kann an der Börse im Gegenteil hinderlich oder sogar vernichtend sein. Ergebnis: Die gewählte Aktie saust in den Keller, das Investment ist futsch. Ein Pessimist hat deshalb an der Börse stets die bessseren Karten.

Ringt er sich einmal zum Kauf eines Wertpapieres durch, wird er grundsätzlich vom Schlimmsten ausgehen, als da wären negative Nachrichten, schlechte Analystenmeinungen oder gar ein Börsencrash. Also wird der Pessimist alles tun, was in seiner Macht steht, damit er einen drohenden Verlust verhindert.

Während ein Pessimist ständig damit beschäftigt ist, mögliche Verluste zu begrenzen, sitzt der Optimist diese in der Hoffnung auf einen erneuten Kursanstieg lieber aus. Er betreibt deshalb das mieseste Risikomanagement, was möglich ist. Das beste Beispiel dafür war die Internet-Blase Anfang dieses Jahrhunderts. Aktien wie EM-TV oder auch die Telekom schossen in den Himmel. Doch statt diese Papiere in dem Moment abzustoßen, zu dem sie begannen, wieder im Kurs zu sinken, vertrauten unerfahrene optimistische Anleger auf die Aussagen der Firmenmanager, der Banken oder der sogenannten Wirtschaftsjournalisten. Solange bis sie auf ihren Pleitepapieren saßen.

Ein Pessimist wird sich auch niemals auf die Empfehlungen seines Bankberaters verlassen sondern sich stets erstmal darüber informieren, was ihm sein Berater da eigentlich andrehen will. Auch wenn das jetzt boshaft klingt, der Berater verdient, der Anleger verliert, wenn er in grenzenlosem Optimismus alles glaubt, was man ihm vorerzählt und nicht bedenkt, daß bereits bei mehr als sechs Prozent Ertrag pro Jahr das Risiko beginnt.

Bleiben wir gleich bei unseren Bosheiten und schauen auf das, was wir so in der letzten Zeit zu sehen bekamen. Und wir bemerken: Der Optimist ist fast immer der Gelackmeierte. Während der Pessimist sagt, das habe ich mir doch gedacht. Also:

Sage niemand, einen Optimisten könne nichts erschüttern, Tausende Optimisten, die ihr Schwarzgeld in der Schweiz gebunkert haben, können derzeit nicht mehr ruhig schlafen und erstatten, wenn sie keine Hasardeure sind, Selbstanzeige beim Finanzamt, d.h. sie melden ihre Einnahmen nach. Anders der Pessimist. Er hat sein Geld gleich nach Singapur geschafft. Oder schlicht und einfach versteuert.

Ein Optimist sagt, Pandemie ist, wenn genügend Impfstoff vorhanden ist. Und ordert Impfstoff hektoliterweise. Der Pessimist fragt: Und wenn das alles Beschiß ist? Inzwischen muß GlaxoSmithKline einräumen, daß beim Sechsfach-Impfstoff für Kleinkinder Lieferschwierigkeiten bestehen. Der Optimist hofft, daß sein Nachwuchs überlebt, bis Nachschub da ist. Der Pessimist fühlt sich bestätigt, wenn sich am Ende herausstellt, daß die ganze Impferei in dieser Form überhaupt nicht nötig ist. Eigentlich seltsam: Ich und meine ganze Generation, die in den Vierzigerjahren des letzten Jahrhundert geboren wurde, haben bis heute überlebt – und das alles ohne Sechsfach-Impfstoff als Kleinkind. Bei uns hat die Grundimmunisierung ausgereicht. Darüber hinaus immunisiert haben wir uns beim Spielen auf Trümmergrundstücken.

Der deutsche Optimist hat im Jahr 2009 eine neue Regierung gewählt, von der er sich Besserung erhofft hat. Bekommen hat er einen Politkasper als Außenminister. Der Pessimist wußte es gleich: Es kommt niemals etwas Besseres nach. Ina Deter sang schon 1982: Neue Männer braucht das Land. Im Lied war von Männern die Rede. Bekommen haben wir Männlein. Von denen nicht die Rede war. Und wer regiert nun dieses Land? Anschi mit der ruhigen Hand.

Der Optimist sagt stets, besonders wenn es etwas zu feiern gibt (Fasching, Oktoberfest, Kirmes o.ä.): Mit drei Maß Bier ist man doch nicht angesoffen und kann getrost nach Hause fahren. Schließlich kennt mein Auto den Weg ganz von alleine. Der Pessimist will seinen Führerschein behalten und gibt die paar Euro für ein Taxi aus. Und freut sich über die Bullen, die er am Straßenrand „parken“ sieht.

Betrachten wir die letzten olympischen Winterspiele in Vancouver. Der Optimist glaubte an möglichst viele Medaillen. Der Pessimist blieb mehr als nur skeptisch. Schließlich gibt es seit 20 Jahren keine DDR-Sportler mehr. Recht bekommen hatten am Ende beide.

Oder ein ganz schlimmes Beispiel: Die Fußball-Mannschaft von 1860 München. Nur die ganz hartnäckigen Optimisten unter den Fans glauben noch an einen Aufstieg in die erste Bundesliga. Die Pessimisten wissen, immer wenn jemand in der Mannschaftsführung vom Aufstieg zu reden beginnt, spielt die Mannschaft so grottenschlecht, wie eine Mannschaft überhaupt nur spielen kann. Der Pessimist weiß auch den Grund warum. Die Mannschaft scheut den Aufstieg, weil sie die Quälerei in der ersten Liga um-Teufel-komm-raus vermeiden will. Und die Spieler sind erst dann zufrieden, wenn sie in der Bezirksliga wieder auf ihrem heißgeliebten Stoppelacker an der Grünwalder Straße spielen dürfen.

Also: Alles wird gut? Nee, Frau Ruge, nichts wird gut, solange man nicht beginnt, es gut zu machen.

Ziehen wir Bilanz. Freut Euch des Lebens, werdet Pessimisten. Der Pessimist kennt nur eine Enttäuschung: Daß am Ende alles besser kommt, als er befürchtet hat.