Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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Was jeder gegen das "Frühableben" von Produkten tun kann

Ein neuer Trend geht um in der Welt und jetzt auch in deutschen Landen. Was tun dagegen, daß teure Produkte, kaum daß die Garantiezeit abgelaufen ist, ihren Geist aufgeben? Viele sogar schon kurz nach dem Kauf. Ersatzteile - ja wieso denn? War doch schon ein altes Produkt, schauen Sie mal die vielen schönen Neuen. Ist Reparieren denn wirklich die einzige Lösung? Klären wir daher zuerst einmal die Frage, ob es in der Tat eine geplante Obsoleszenz (Veraltung) von Produkten gibt oder ob wir nicht vielmehr nur das Opfer von Lobbyisten oder raffiniertem Marketing geworden sind. 

Wie alles begann

Wer den Film „Kaufen für die Müllhalde“ (zu Beginn 2011 auf arte) gesehen hat, dürfte darüber zumindest ins Grübeln geraten. Doch zu den Fakten. Im Gebäude der amerikanischen Feuerwehrstation Nr. 6 an der 4550 East Avenue in Livermore, Kalifornien, brennt seit 1901 ununterbrochen die am längsten funktionierende Glühlampe der Welt. Sie enthält einen Kohlefaden und hat eine Leistung von 4 Watt. Wie lange brennen Ihre Glühlampen oder Ihre Energiesparfunzeln?

Glühlampen, die in der Sowjetunion oder Ungarn hergestellt wurden oder noch heute in China hergestellt werden, können bis zu 5000 Stunden leuchten, bevor sie durchbrennen. Glühlampen, wie sie von Thomas Alva Edison hergestellt wurden (nach einer grundlegenden „Erfindung“ von Heinrich Goebel), brannten rund 2500 Stunden. Durch die zunehmenden Herstellungsmengen sanken die Preise rapide. Höchste Zeit also, etwas dagegen zu unternehmen.

Aus diesem Grund wurde unter der Leitung von General Electric, Osram und Associated Electrical Industries im Jahre 1924 das Glühlampenkartell Phoebus gegründet, das im Jahre 1932 aufflog und dem bis dahin alle bedeutenden Glühlampenhersteller angehörten. Aufgabe des Kartells war die Reduzierung der Glühlampenleistungen von 2500 auf 1000 Stunden und die Erhöhung der Verkaufspreise durch Ausschaltung „unnötiger“ Konkurrenz. Damit die Käufer der Lampen mitspielten, wurde ihnen weisgemacht, nur so könnte eine optimale Lichtleistung erzielt werden. Dazu erschienen Anzeigen in Zeitungen und Werbefilme in Kinos. Heutzutage brauchen die Hersteller kein Kartell mehr. Schließlich haben deren Lobbyisten den Politikern erfolgreich eingehämmert, zum Klimaschutz müßten herkömmliche Lampen verboten werden. Schauen Sie sich einmal die Verkaufspreise von Halogenlampen, LED-Leuchten oder Kompaktleuchtstofflampen an. Seitdem ist wieder alles klar auf der Andrea Doria.

Anderes Beispiel. Im Jahre 1940 begann in Amerika der Verkauf von Nylonstrümpfen, einer Erfindung der Firma DuPont. Diese Strümpfe waren ein riesiger Verkaufserfolg, der lediglich durch die Kriegsjahre unterbrochen wurde. Leider hatten die Strümpfe einen gravierenden Nachteil. Sie waren einfach nicht kaputt zu kriegen. Selbst Autos konnte man damit abschleppen. Die Aufgabe an die DuPont-Ingenieure lautete daher: Strümpfe erfinden, wo die Maschen wieder laufen wie geölt. Die ersten Strümpfe hatten noch eine Stärke von 40 bis 70 den, waren daher noch blickdicht. Sie mußten also sehr viel durchsichtiger werden – und den Käuferinnen dies als letzter Modeschrei verkauft werden. Heutige Polyamidstrümpfe haben nur noch 10 bis hinunter zu 5 den. Also: einmal kurz hängengeblieben und die Strümpfe sind im . . . Eimer.

Das war wohl zu plump? Das muß doch besser gehen

Kommen wir zurück zu den Glühlampen. Bevor die Herstellung einfacher Glühlampen durch die EU verboten wurde, kostete eine Packung mit zwei Lampen z.B. beim Drogeriemarkt Rossmann 69 Cent. Eine Halogenlampe kostet derzeit von Philips 1,99 Euro. Für die  angeblichen Energiesparfunzeln muß man bereits einige Euro abdrücken, LED-Lampen kosten meist ab 10 Euro aufwärts. Energiesparlampen sind darüber hinaus nur umständlich als Sondermüll zu entsorgen, und wer LEDs so einfach in den Müll wirft, der verschleudert doch wertvolle Grundstoffe, die muß man doch wiederverwenden. Und schon sind Arbeitsplätze geschaffen, und clevere Entsorger verdienen mit. Und auch wessen Kosten geschieht das alles? Raten Sie mal.

Auf diese Weise hat sich die Firma Osram vom Anhängsel an Siemens als eigenständiges Unternehmen vom Glühlampenhersteller, der nur noch Verluste produzierte, zum profitablen Lichtkonzern gewandelt. Standen im Geschäftsjahr 2012 noch 391 Millionen Miese in der Bilanz, wurde daraus im folgenden Geschäftsjahr, das zum 1. Oktober dieses Jahres endete, ein Bilanzgewinn von 33,6 Millionen Euro. Zum Wohl der Aktionäre. Sowas nennt man Shareholder Value. Sind Sie der Schelm, der Übles dabei denkt?

Und jetzt die Mode. Als der Ami-Laden Abercrombie & Fitch seine Münchner Dependance öffnete, standen die modebewußten Kids in einer kilometerlangen Schlange vor dem Outlet ohne Schaufenster und ließen sich von smarten Girls und Boys in die heiligen Hallen des Konsums reinschieben. Journalisten und Warentester haben sich die angebotenen Waren näher angeschaut. Resultat: Die gleiche Qualität wie bei KiK, aber zehnmal so teuer. Gefertigt in Bangladesh in der gleichen Sklaventreiberei wie Kik - und Lidl, Adidas, Nike etc. Der Run soll mittlerweile zurückgegangen sein - auch der doofe Nachwuchs checkt irgendwann einmal, daß man aus Schaden klug werden kann.

Weiter geht's. Eine Umfrage der amerikanischen Webseite "sell.com" unter Geschäftsleuten ergab: 60 Prozent der Frauen und 50 Prozent der Männer beurteilen bei einem Treffen ihr Gegenüber nach dem Typ und dem Zustand der benutzten Handys. 55 Prozent sagten, ein beschädigtes oder veraltetes Mobiltelefon erzeuge bei ihnen negative Gefühle gegenüber dem Handybesitzer. 80 Prozent äußerten: Wer mit einem in die Jahre gekommenen Handy auftauche, werde als knauserig oder als technischer Amateur angesehen. Und bei 35 Prozent erzeugt dies sogar das Gefühl, einen Armen vor sich zu haben. Ach Steve Jobs, du mußt doch iGott gewesen sein, daß dein Charisma über deinen Tod hinaus zu weiterwirkt. Hurra, eine neue Religion ist im Entstehen!!!

Braucht man, um eine Tasse Kaffee trinken zu können, Maschinen für Kaffeekapseln oder Kaffeepads? Braucht man, oder würde George Clooney sich seinen Kaffee so altmodisch in der Kanne überbrühen? Noch nicht einmal in einer Kanne aus Meißner Porzellan!

Zu der ARD-Sendung "Hart aber fair" lieferte ein Zuseher diese Erkenntnis: "Ich habe im Laufe der Jahre alle alten Geräte  gegen energiesparende ausgetauscht. Dadurch spare ich 20 Prozent Strom, zahle aber trotzdem 120 Prozent mehr." Warum erkennt hier niemand den Fehker im System? Erneuerbare Energien sind in erster Linie dezentrale Energien. Sie haben daher nur Sinn, wenn sie nicht nur dezentral erzeugt, sondern auch dezentral verbraucht werden. Aber was hat dann die Energiewirtschaft davon?

Der Ökonom Niko Paech kritisiert das so: "Die Stilblüten dieses Verhaltens sind unüberschaubar: Es gibt in Deutschland nicht wenige Mittelschichthaushalte, die in bestimmten Zeitabständen eine komplette Kücheneinrichtung, ein komplettes Wohnzimmermobiliar, eine Stereoanlage, einen Computer oder ein Auto ausrangieren, obwohl diese Objekte einwandfrei funktionieren." Und da sollte die Industrie nicht etwas nachhelfen, damit diese Leutchen mehr und mehr werden?

Gut, Nicolás Gómez Dávila empört sich darüber: "Künstlich die Triebe zu wecken, um sich an ihrer Befriedigung zu bereichern, ist das unverzeihliche Verbrechen des Kapitalismus." Und Antoine de Saint-Exupéry sagte: "Wer nur um Gewinn kämpft, erntet nichts, wofür es sich lohnt, zu leben." Die Münchner Firma Kustermann schreibt in ihrem Kundenmagazin "Seraph" diese Überschrift: "Wertarbeit kommt nur von Wertarbeitern."

Das führt uns zu diesen vier Überlegungen:
1. Ein Produkt nur dann kaufen, wenn sein Preis und sein gewünschter Nutzen übereinstimmen.
2. Trendsetter sind die dümmsten aller Verbraucher.
3. Niemals jeden Dreck kaufen, nur weil andere dies tun.
4. Nur Ökodeppen kaufen jedes angebliche Energiesparprodukt.

Und jetzt wird repariert

Was sich zu reparieren lohnt und was man selber reparieren kann, steht bei www.deutschland-repariert.de. Anleitungen zur Reparatur finden sich bei www.murks-nein-danke.de und den englischsprachigen Seiten www.ifixit.com und www.tim.id.au. Wie man Drucker, die angeblich "gewartet" werden wollen, wieder zum Laufen bringt, steht auf www.struzyna.de.

Wer Hilfe braucht, findet die unter anderem in Reparatur-Cafés. Wo diese zu finden sind, nennt www.repaircafe.org. Reparateure für Fernseher, Notebooks oder Smartphones lassen sich unter www.reparado.de finden. Akkus tauscht www.akkuwechsel.de. Das Reparaturportal für Handys und Ersatzteile für Smartphones, Tablets und Spielekonsolen hat die Adresse www.fixxoo.de. Was dann gleich eine neue Internet-Geschäftsidee abgibt, wie das Internet-Magazin Internethandel.de berichtet.

Und gleich sind wir bei einer zukünftigen Geschäftsidee, die manche bereits als neue industrielle Revolution anpreisen: den 3D-Druck. Nachdem ein Amerikaner bereits eine Pistole damit hergestellt hat, ist die Gebrauchstüchtigkeit schon erwiesen. Wenn Sie sich für 3D-Druck und Drucker interessieren, die inzwischen schon für unter 1000 Euro zu erhalten sind, können Sie sich nachfolgend informieren.

Und so kann man individuelle Produkte für sich selber, noch besser aber für den Verkauf, selber herstellen. Zuerst die Grundlagen: http://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Fabricator und www.heise.de/ct/artikel/Ideen-materialisieren-1269277.html und www.golem.de/specials/3d-drucker. Eine ganze Menge von Bauanleitungen findet sich unter www.thingiverse.com - Ding, das ich erschaffe. Wie das Ganze in Realität abläuft und wo Sie sich erste Produkte selbst herstellen können, findet sich unter www.fablab-muenchen.de sowie unter www.fablab-nuernberg.de. Im Anschluß an den Wikipedia-Artikel finden Sie weitere Orte und Universitäten, an denen sich Fablabs befinden. Google wird's schon finden.

Zum guten Schluß: Wie schimpft ein Bayer, wenn er Schwierigkeiten bei der Reparatur hat? "Himmiherrgottsakramentscheißglumpvareckts!"

Viel Erfolg und behalten Sie die Ruhe, denn darin liegt die Kraft.

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