Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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Inkasso – Nein, danke

Beginnen wir mit einem etwas unfreundlichen Satz:

Der volkswirtschaftliche Schaden, den Inkassofirmen anrichten, steht in keinerlei Relation zu dem geringen Nutzen, den sie bieten. Aua! Doch das beweisen wir jetzt.

  1. Inkassofirmen sind reine private Dienstleistungsfirmen. Sie können lediglich Briefe schreiben. Zum Betrieb einer Inkassofirma genügt die Anschaffung eines Computers sowie die Fähigkeit der phantasievollen Formulierung. Inkassofirmen sind daher kein Organ der Rechtspflege. Alle, die Ihnen angedrohten, Mistigkeiten kann nur der Gläubiger selbst ausführen oder ein von ihm beauftragter Rechtsanwalt. Boshaft ausgedrückt: Sie werden deshalb auch in einem Gericht niemanden finden, der mit dem Begriff “Inkassofirma” etwas anzufangen weiß. Man weiß lediglich vom Hörensagen, daß es so etwas geben soll. Aber verrate mir mal einer, wie jemand, der sich ohnehin schon schwer tut mit dem Zahlen, leichter tut, wenn man ihm noch Kosten draufhaut? Was also tun mit Schreiben solcher “Dienstleister”? Haben Sie die Firmen aufgefordert, Ihnen zu schreiben und eine Gebühr für den Wisch von Ihnen zu verlangen. Nein? Na sehen Sie, weg damit. Wie ist das bei persönlichen Besuchen? Sie sind nicht verpflichtet, irgendwelche Typen in Ihre Wohnung zu lassen. Das Vorbeisenden von bedrohlichen “Kleiderschränken” stellt strafrechtlich eine Nötigung dar – erstatten Sie daher Anzeige.
  2. Warum schreiben Zeitungen und Zeitschriften in der Regel das Gegenteil des hier Gesagten und behaupten, daß man Inkassofirmen unbedingt ernst nehmen soll? Ganz einfach: Wer seine Abo-Rechnung nicht bezahlt, bekommt Post von einer solchen Firma. Und wer wird im Vorhinein schreiben, Sie sollen sich über diesen Schriftverkehr einen Ast lachen?
  3. Warum bedient man sich aber dann der Dienste dieser Firmen? Grundsätzlich ist ein Gläubiger gehalten, die Kosten seines Forderungseinzugs so gering wie möglich zu halten. Doch das ist heute leichter gesagt als getan. Der Mahnbescheid ist schön und gut und schnell erwirkt, da dazu keinerlei Nachweis seiner Rechtsfähigkeit besteht. Schwierig wird es beim Widerspruch dagegen, dann müssen erst einmal Kosten „produziert“ werden, damit sich eine Klage gegen Sie überhaupt lohnt und der Streitwert hoch genug ist, damit die Klage vom Gericht angenommen wird. Da sucht man lieber gleich den “bösen Wolf” auf, damit der das arme kleine “Rotkäppchen” einschüchtert. Wofür hat man über die Jahre den entsprechenden Ruf für Geldeintreiber aufgebaut?
  4. Nur: Woher soll dann der volkswirtschaftliche Schaden kommen? Die meisten Inkassofirmen betrachten sich ebenfalls als Wirtschaftsauskunfteien. Datenschutz – das ich nicht lache! Ein Schuldner ist in Deutschland rechtloser als jeder Schwerverbrecher. Ach so, ja, das ist ja das Gleiche. Indem Firmen wie Bürgel, Infoscore, Creditreform auch dann noch, wenn Sie längst Ihre Rechnungen schon wieder bezahlen, wenn andere sie noch gar nicht angesehen haben, das Schlimmste von Ihnen behaupten, sind Sie vom normalen Geschäftsverkehr weitgehend ausgeschlossen. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s frei und ungeniert? Wenn wir Sie erst einmal am Wickel haben, werden Sie schon sehen, wie es sich da lebt! So, wie wir Sie ruinieren, können Sie sich gar nicht selber ruinieren.
  5. Wie ersehen Sie, ob Sie bei bestimmten Versandfirmen “unten durch” sind? Machen Sie ganz einfach den “Versender-Test”. Der geht so: Ihnen gefällt eine Ware, die Sie nur bei einem Versandhaus erhalten und Sie möchten diese unbedingt besitzen? Dann schicken Sie doch einfach eine Bestellung ab, vorausgesetzt Sie können die Ware auch bezahlen. Okay – Bonität stimmt noch. Sie erhalten die Ware nicht? Keine Antwort ist auch eine Antwort! Wenn bei einer Bestellung nach Geburtsdatum und Telefon gefragt wird, dann mit Sicherheit nicht, um Ihnen per Telefon zum Geburtstag zu gratulieren, sondern um Sie eindeutig zu identifizieren. Offensichtlich sind sich viele Versandfirmen (selbst die christlichen) nicht klar darüber, was sie damit eigentlich anstellen, wenn sie den „Wert“ eines Menschen, nämlich seine sogenannte „Bonität“ von der automatisierten Information einer Auskunftei abhängig machen. So schafft man nämlich hierzulande eine „Unterschicht“, Menschen, die es nicht mehr wert sind, daß man ihnen etwas verkauft, selbst wenn sie längst über mehr Geld verfügen, als die sogenannte Mittelschicht. Oder soll dies eine „Allianz fürs Leben“ begründen?
    Machen Sie sich daher nicht zum Deppen dieser Firmen. Meiden Sie sie. Es gibt Unternehmen, die Ihnen vertrauen. Die sind vielleicht am Anfang nicht so großzügig mit ihren Zahlungsmodalitäten, die handeln aber auch nicht mit ihren Daten. Und gehören in aller Regel zu den Firmen, die wirtschaftlich gesichert sind. Denn das Verhältnis von Kunden zu Lieferanten ist offensichtlich das Gleiche, wie Magnet zu Eisen. Gleich und gleich gesellt sich eben gern – und manche Firmen scheinen manche Kunden eben bevorzugt anzuziehen.
  6. Was sollten Sie also tun, wenn es finanziell zwickt?

Wenn Sie nur vorübergehend nicht der schnellste Zahler sind, dann zahlen Sie, wenn Sie wieder können – an den Gläubiger selbstverständlich, dann freut er sich, wenn er doch noch Geld sieht.

Wenn Ihre finanzielle Situation bereits bedrohlich ist und Sie vor lauter Mahnungen die Rechnungen schon nicht mehr finden, dann ist es allerhöchste Zeit für den Weg zur Schuldnerberatung. Lassen Sie sich dort helfen und sagen Sie sich: Einmal – und nie wieder.

Wenn gar keine Möglichkeit mehr besteht, Ihre Schulden innerhalb absehbarer Zeit abzutragen, bleibt nur noch die Privatinsolvenz. Diesen Rat wird man Ihnen bei der Schuldnerberatung ohnehin geben.

Wozu also ist “Inkasso” denn überhaupt gut? Tja, das wenn man wüßte. Ach ja, doch: Jeden Tag steht irgendwo ein Dummer auf, man muß ihn nur finden.

Auf genau diese alte Erkenntnis bauen viele Inkassofirmen mittlerweile ihr Geschäft auf. Sie werden tätig für unseriöse Gewinnspielanbieter und Betreiber von Internetseiten, die versteckt auf der Seite auf Kosten für einen Download hinweisen oder gar auf ein Abonnement, das durch Anklicken eines Buttons bestellt wird. In diesem Fall hilft nur der "artgerechte Umgang mit den Aasgeiern der Nation". Der hat nur eine Regel und die lautet: Der Sturste gewinnt. Solche Art von Inkassoschreiben gehören ausschließlich und umgehend in den Papierkorb, ganz egal, wie lange die Mahnerei dauert. Irgendwann wird sie eingestellt, weil sie nicht rentabel bei Ihnen ist. Es finden sich genügend andere, die sich vor Angst in die Hose machen und zahlen.

Lassen Sie sich nicht von den Drohungen im Schreiben beeindrucken. Die sind in aller Regel erstunken und erlogen. Ohne Mahnbescheid gegen Sie läuft gar nichts. Und sollte tatsächlich einmal ein solcher Ihnen ins Haus flattern, dann wird dagegen Widerspruch eingelegt. Dieser Widerspruch braucht nicht begründet zu werden. Dagegen müßte die Inkassofirma dann klagen - sofern sie sich traute.