Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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Was wir unter einer Ich-AG verstehen

Während der Regierungszeit der rot-grünen Koalition unter Gerhard „Basta“ Schröder hatte der ehemalige VW-Arbeitsdirektor Peter Hartz die Idee zu einer „Ich-AG“, die durch Förderung des Arbeitsamtes Arbeitssuchende in die Selbständigkeit bingen sollte – und es auch so erfolgreich tat, daß die Wirtschaft um ihre zukünftigen Billiglöhner fürchtete. Das war das Ende einer guten Idee.

Seitdem arbeiten die Arbeitsagenturen wieder wie gehabt, nur noch einigermaßen intensiver, auch als effektiver bekannt, wodurch die Arbeitslosenstatistik enorm entlastet wird und die Agenturen auf viele Vermittlungen verweisen können. Die Arbeitslosen werden seit geraumer Zeit deshalb nicht mehr in neue feste Arbeitsplätze vermittelt sondern an Zeitarbeitsfirmen, die diese Arbeitskräfte an Firmen verleihen, die gerade billige Arbeitskräfte suchen und diese, wenn die Arbeitsspitzen abgetragen sind, wieder entlassen, was die Zeitarbeitsfirmen ebenfalls tun müssen, wenn keine weiterer Leihbedarf entsteht.

Diese Menschen landen dann wieder bei den Arbeitsagenturen. Und was tun diese dann? Genau – sie vermitteln die Arbeitssuchenden wieder an andere Zeitarbeitsfirmen. So entsteht ein Arbeiterproletariat, das immer mehr verarmt und damit in letzter Konsequenz die Armut in Deutschland in immer neue Dimensionen treiben wird. Das Schicksal der Verarmung droht aber nicht nur ungelernten Kräften, sondern praktisch jedem älteren Arbeitnehmer, der irgendwann aus irgendeinem Grund (Insolvenz der Firma, Arbeitskräfteabbau etc.) entlassen wurde.

So kann man immer wieder in der Zeitung lesen oder in TV-Magazinen sehen, wie schnell eine Abwärtsspirale früher erfolgreiche Menschen zugrunde richten kann. Sie werden nach dem Arbeitsplatzverlust von den Arbeitsagenturen angehalten, immer wieder neue, teilweise mehrere hundert, erfolglose Bewerbungen zu schreiben oder sich zu minderwertiger Arbeit zu verdingen, an deren Ende nur noch der Bezug von HartzIV steht sowie eine Armutsrente. Und immer wieder frage ich mich, wieso es solchen Experten nicht gelingt, ihr Wissen, das sie vorher zu besonders qualifizierten Jobs befähigte, nicht für sich selbst zu nutzen. Dieser Artikel soll daher helfen, eine andere Sicht der Dinge zu entwickeln – jedenfalls bei den Betroffenen.

Kommen wir aber zuvor noch zu einer besonders fiesen Methode, die, davon bin ich überzeugt, Schule machen wird, mit der sich ein „Unternehmer“, der die Lust am unternehmen verloren hat, sich billigst (also ohne Sozialplan) von seinen Mitarbeitern trennen kann: Die Methode Müller-Brot.

Da landete vor Jahren ein einstmals hochangesehenes Bäckereiunternehmen, die Großbäckerei Müller-Brot in Neufahrn bei München, in den Händen von Investoren, die angeblich Erfahrung im Führen von Großbäckereien hatten. Nachdem der Wettbewerb auf dem Markt für Backwaren immer härter wurde, wurden zuerst Löhne und sonstige Leistungen für Mitarbeiter (unter dem Wettbewerbsdruck) gekürzt oder ganz gestrichen. Was blieb den Mitarbeitern anders übrig als zuzustimmen, sie wollten doch ihre Jobs behalten. Diese Angst vor Arbeitsplatzverlust ließ dann auch die folgenden Maßnahmen der Firmenleitung zu, die somit nicht an die Öffentlichkeit gelangten.

Die Maschinen wurden bis aufs Letzte belastet, gereinigt wurde ohnehin nichts mehr. Die nichts allzu hohen Geldstrafen der Lebensmittelüberwachung wurden klaglos bezahlt, denn sie waren Teil der Strategie. Am Ende stand die Schließung der Firma zu einer Generalreinigung. Und weil diese einfach nicht „gelingen“ wollte – und keine Umsätze mehr erzielt werden konnten – war die Insolvenz fällig. Ergebnis: Arbeitsplätze futsch, aber Sozialplan vermieden und Abfindungen gespart, dazu die Kautionen der Franchisenehmer und Pächter der Verkaufsfilialen vom Winde verweht. Den Rest erledigt der Insolvenzverwalter, der vielleicht, aber nur vielleicht, sogar einen neuen Investor findet.

Aber kommen wir zu unserer Form der Ich-AG, die keine Idee von mir ist. Sondern das, was Sie hier lesen, ist mir im Laufe längerer Zeit aufgefallen, weil es bereits etliche Menschen erfolgreich umgesetzt haben. Die entsprechenden Beispiele folgen diesem Artikel und es werden immer mehr werden. Doch wichtig für Sie: Es handelt sich dabei nicht um kopierbare Geschäftsideen, wie sie immer wieder propagiert werden, sondern meistens um richtiggehende „Unikate“. Was nicht bedeuten soll, das sich für solche Angebote doch ein größerer Markt findet.

Die Voraussetzung zu einer erfolgreichen Gründung sind stets entweder ein besonderes Können oder einer eigene Fähigkeit. Beides kann man aber lernen. In einem Schlagwort zusammengefasst könnte man sagen: Kennen – können – lieben. Schauen wir nun, was unbedingt beachtet werden sollte.

Laut Jeff Bezos, dem Gründer und Chef des rasant wachsenden Internethändlers Amazon, brauchen innovative Neuerungen bis zu sieben Jahre, bis sie sich auszahlen. Dies betrifft auch kleine Änderungen im Marketing. Der Grund dazu ist auch ihm unbekannt, es handelt sich quasi um eine empirische Feststellung. Weshalb aber wächst dieses Unternehmen so enorm? Amazon macht etwas entscheidend anders: Die Firmenleitung stellt sich nicht die Frage, was in der Zukunft neu sein wird, damit man einen Trend nicht versäumt, sondern man fragt sich, was wird auch in der Zukunft noch so sein wie schon immer. Profan ausgedrückt: Auch wenn sich das Klima in der Zukunft wandelt, wird es trotzdem weiter regnen oder trocken sein, es wird kalt sein oder warm. Die Grundbedürfnisse, Schutz vor Wärme oder Kälte, Trockenheit oder Nässe, werden weiter gedeckt werden müssen. Ein Handy oder Tablet-PC halten nunmal keinen Regen ab. Apropos Handy:

In einem Interview (Münchner Merkur vom 20.2.2012) führte René Schuster, Chef von O2, aus: „Das Smartphone wird die Fernbedienung unseres Lebens. Man kann damit bezahlen, das Auto starten, das Haus aufschließen. Wenn man vergessen hat, wo das Auto geparkt ist, führt mich das Handy hin, es kann mich fragen, ob es daheim das Licht ausschalten soll, wenn es noch brennt und man das Haus verlassen hat oder es schließt die Tür ab, wenn man das vergessen hat. Das alles ist technisch schon heute möglich und kann in fünf Jahren Alltag sein.“

Aha, denken Sie jetzt, damit kann ich eine Geschäftsidee umsetzen. Falsch gedacht: Die richtige Idee ist die, wie helfe ich Menschen, ihr dann kaum oder unbenutztes Gehirn auf Trab zu bringen, damit es nicht in Alzheimer oder Demenz versinkt. Das Smartphone wird irgendwann von etwas Neuem abgelöst, das Gehirn bleibt dem Menschen jedoch erhalten.

Der generelle Unterschied für eine erfolgreiche Gründung liegt gemeinhin im Einsatz von Finanzen. Innovationen kosten Geld, teilweise sogar sehr viel. In Amerika finden sich dafür Investoren, die bereit sind, auch hohe Risiken einzugehen, wenn sich riesige Gewinne in der Zukunft erzielen lassen. In Deutschland müssen Sie sich mit sogenannten Bankern herumschlagen, die höchstens als Erbsenzähler oder oberschwäbische Schildbürger taugen. Oder die sogar zukunftsfähige Konzerne mit geschwurbelten Sätzen in den Ruin schwätzen, wie es Leo Kirch ergangen ist. Und Sie werden nicht das Geld und die Kraft haben, die Bank zu zwingen, den Schaden zu ersetzen.

Kommen wir zur Vorgangsweise, die sich am ehesten erschließt, wenn man etliche solche Ich-AGs näher betrachtet. Am Anfang steht ein Produkt, eine Sammlung oder eine besondere Tätigkeit. Diese erregt die Aufmerksamkeit der Mitmenschen, die ebenfalls daran teilhaben wollen oder ein solches Produkt besitzen möchten. Daraus ergeben sich die ersten Verkäufe. Was Sie tun spricht sich rum. Die Heimatpresse berichtet darüber, denn solche Berichte werden gern gelesen. Wenn dann die überregionale Presse folgt, sollte bereits eine Webseite im Internet vorhanden sein.

Alles dieses läuft fast automatisch ab, eines folgt ganz einfach auf das Vorhergehende. So ist vor einiger Zeit auch das größte deutsche Versandunternehmen für Single Malt Whisky entstanden. Am Anfang stand die Liebe zum Whisky. Die ersten Verkäufe wurden noch im Keller eines Einfamilienhauses getätigt. Bald gab es keine deutsche Zeitung oder Zeitschrift, die nicht über den Versand berichtete. Und weil zu Beginn das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, gab es Käufer, die aus allen Teilen Deutschlands anreisten. Was daraus geworden ist, finden Sie jetzt unter der Andresse www.whisky24.de.

Noch ein ernsthafter Rat zum Schluß: Lassen Sie die Finger von Franchiseangeboten oder auch allem, was Ihnen als Reibach-Idee im Internet angeboten wird. Das sind alles nur besondere Arten von Scheinselbständigkeit. Es scheint Ihnen nur, als wären Sie selbständig. Entweder Sie tanzen nach der Pfeife anderer oder Sie schauen sowieso ins Ofenrohr. Gehen Sie lieber mit offenen Augen durchs Leben und achten Sie auf das, was Sie als einzigartiges Individuum auszeichnet, und Sie werden Ihre eigene Ich-AG finden.

Und noch zwei Sprüche, frisch von mir gekloppt. Jeder Mensch ist nicht nur seines Glückes Schmied sondern auch der seines Unglückes. Und das bedeutet: Nur die Doofen kommen nie ins Loofen.