Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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CrowdFunding: Wie aus vielen Kleinbeträgen ein großer Batzen wird

Eigentlich ist es ja nichts Neues, denn früher nannte man es Subskription. Aber weil die Amerikaner die Fähigkeit haben, aus bekannten Sachen des alten Europas etwas Neues zu machen, kommt auch diese Idee wieder aus der neuen Welt. Und da wir es als unsere Aufgabe ansehen, aufzuzeigen, wie jedermann und jedefrau mit den eigenen Kenntnissen und Fähigkeiten ein selbständiges Einkommen erwirtschaften kann, kommen wir natürlich um CrowdFunding nicht herum.

Warum aber sollten Sie aus dem "warmen Schoß" einer Firma in die rauhe Wirklichkeit der Eigenbestimmung flüchten? Gerade hat der Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt wieder einen tollen Ratschlag vom Stapel gelassen. Er will die Elternzeit radikal von drei Jahren auf eine reduzieren. Der unausgesprochene Gedanke dahinter: Junge Frauen sollen weiterhin für billiges Geld ihre ganze Arbeitskraft in die Firmen einbringen und sich auspowern, bevor der Burnout kommt, damit die Unternehmen nicht gezwungen sind, Ältere einzustellen, die bereits zur Vernunft gekommen sind. Hund sans scho - unsere Unternehmer.

Dabei kommt dem Herrn Hundt eine Entwicklung zupass, die es auszunutzen gilt. Nach Feststellungen der staatlichen KfW-Bank nimmt der Mut zur Selbständigkei weiter ab, denn in Deutschland gehen immer weniger Menschen diesen Weg. Die einen glauben einen sicheren Job zu haben und meinen sie müßten nicht, andere trauen sich wegen der bereits mauen Wirtschaft nicht mehr. Doch niemand, der sich sicher fühlt, sollte sich täuschen. Der berühmte Investor Marc Faber, bekannt als "Dr Doom", rechnet damit, daß die Weltwirtschaft nicht nur lahmt, sondern irgendwann in Bälde einen soliden Crash hinlegt. Je länger Politik und Finanzwirtschaft durch manupulative Markteingriffe diesen Tag in die Zukunft verschöben, umso schmerzhafter werde der Anpassungsprozeß. Notenbanken und Politik in den westlichen Demokratien riskierten den Zusammenbruch der Gesellschaft, warnt er.

Wie funktioniert nun CrowdFunding? Diese Möglichkeit wurde zuerst von Künstlern genutzt, um ihre Werke einem größeren Kreis von Käufern zugänglich zu machen. Nehmen wir mal eine junge Band, die ihre ersten Fans hat und gerne eine CD produzieren möchte, der aber das Geld dafür noch fehlt. Dumm auch, daß sie für ein etabliertes Label noch nicht interessant genug ist, noch dümmer, sie verweigert sich dem Mainstream. Also nix mit DSDS oder ähnlichem. Ist der Kreis der Fans bereits groß genug, kann die kleine Band bei jedem Auftritt auf ihr Vorhaben hinweisen und um Geldzahlungen auf ihr Konto bitten, solange bis der Betrag ausreicht. Als Dank dafür erhält jeder Fan seine CD kostenlos, und wenn es darüber hinaus zu größeren Verkäufen kommt, ist auch eine Verzinsung möglich. 

Oder ein Dokumentarfilmer braucht Geld für neue Projekte, das Geld der Filmförderung reicht vorne und hinten nicht, und die TV-Sender verhalten sich ebenfalls sehr zugeknöpft. Das mindeste was der Filmer bieten kann, ist neben der DVD, die aus dem Werk entsteht, eine Namensnennung des "Mäzens" im Abspann des Films. Und das ist für manche Menschen bereits das Geld mehr als wert. Wenn aber der eigene Bekanntenkreis oder die Menge der Fans nicht ausreicht, springen Plattformen im Internet ein. Die größte Plattform dieser Art in Deutschland nennt sich Startnext, weltweit ist es Kickstarter.

Allerdings sollte nun niemand Crowdfunding für einen Selbstläufer halten und meinen, das wäre das Allheilmittel der künstlerischen Förderung., denn vonseiten des Publikums ist das keineswegs ein Akt selbstloser Großzügigkeit. Wer etwas zahlt, möchte schließlich einen adäquaten Gegenwert dafür erhalten, sprich künstlerische Qualität. Wenn also Ihre Sangeskünste nur zu einem Herbert Grölemeier oder Grete Gröleliese reichen, Ihre malerischen Künste lediglich zum Ausmalen einer Wohnung verwendbar sind, und Ihre expressionistischen "Gemälde" niemals den Weg ins Buchheim-Museum finden werden, was haben Sie dann von CrowdFunding? Die Möglichkeit, mit der Finanzierung gutes Geld zu verdienen.

Bei CrowdFunding erreichen etwa 40 Prozent aller Projekte die angegebene Zielsumme. Wenn Ihr gefördertes Projekt dabei ist, erhalten Sie möglicherweise nicht nur das vorfinanzierte Werk, sondern auch - eine Rendite bis zu 50 Prozent, denn  Wunder gibt es bekanntlich immer wieder, jubilierte schon vor Jahren Katja Ebstein. Ganz realistisch zahlt die Sängerin und Malerin Barbara Clear 10 Prozent jährlich (plus Einlage retour) für Beträge ab 50 Euro. Also: Ganz schnell mal auf Google die Adressen von Startnext oder Kickstarter anwählen und schauen, was da so alles geboten wird.

Im Gegensatz dazu sind die Plattformen Seedmatch, Innovestment und Companisto klar kommerziell ausgerictet. Sie wollen Kapital für junge Unternehmen einwerben, die Schwierigkeiten bei den Banken haben oder Bankfinanzierungen gleich vermeiden wollen. Dort erhalten die Investoren eine Beteiligung an den Gewinnen, die die Startups möglicherweise (mit Betonung auf "möglicherweise") erwirtschaften. Darüber hinaus gibt es Geld, wenn die Firmen verkauft werden können. Daher spricht Companisto-Gründer Tamo Zwinge auch von "CrowdInvesting", die Zeitschrift WirtschaftsWoche dagegen betitelte ihren Artikel über diese Finanzierungsform jedoch "Rettungsrampe für hoffnungslose Fälle". 

Der Grund weshalb: Die meisten über die Plattformen finanzierten Startups erzielen noch wenig Umsatz und keinerlei Gewinn. Sie setzen aber auf schnelle Umsatzsteigerung. Dumm nur, daß ihre Geschäftsmodelle meist marketing-, dafür wenig technologielastig sind und leicht kopiert werden können. Ganz davon abgesehen, daß manche Geschäftsmodelle arg schräg daherkommen.  Aber sehen Sie selbst bei Interesse bei Google nach.

Trotzdem gibt es einfache andere Möglichkeiten, seine kunsthandwerklichen Fähigkeiten oder schriftstellerischen Ergüsse unter die Leute zu bringen und damit Geld zu verdienen. Was tut die junge Mutter während ihrer Elternzeit, was den Herrn Hundt so furchtbar fuchst? Sie strickt und häkelt und schneidert und bastelt und bietet ihre Heimarbeit dann auf der Plattform Dawanda an, und diese Heimarbeit wird für etliche der Anbieter zur Vollzeitarbeit. Oder wie es bei Dawanda heißt: 30 Prozent der Verkäufer betreiten ihr Einkommen komplett über diese Plattform, etwa die gleiche Zahl erwirtschaftet ein lukratives Nebeneinkommen, die anderen machen es allein als Hobby, eben Spaß an der Freud'.

Da ja bekanntlich jeder Deutsche erst dann ein vollwertiger Mensch ist, wenn er bereits ein Buch in die Welt gesetzt hat, möchte sie oder er dieses auch publiziert wissen. Die Lösung: Das selbstgeschriebene eBook. Weil es aber nur wenig Resonanz bringen würde, wenn es auf einer Webseite vor sich hinträumt, sollte es an die frische Luft des Wettbewerbs. Das geht bei Amazon unter "Kindle Direct Publishing" und bringt dort auch fleißig Mäuse. 35 Prozent bekommt man, wenn man mit dem Preis des eBooks unter 2,60 Euro bleibt, bei höheren Beträgen können es bis 70 Prozent werden.

Auf diese Weise haben es Jonas Wimmer und Martina Gercke schon zu Ruhm und Reichweite geschafft, er mit einem Thriller, sie mit einer Liebesgeschichte. Und nicht nur das, etablierte Verlage sind auf sie aufmerksam geworden, ihre Werke erscheinen nun als gedruckte Bücher. Deshalb hat auch der Droemer-Knaur-Verlag Neobooks geschaffen und sucht auf seiner Plattform damit gezielt nach neuen Autoren für sein Verlagsprogramm.

Wem es weniger aufs Geld sondern eher auf die Veröffentlichung ankommt, wählt Bookrix. Dies ist die Gratis-Spielwiese unter den Self-Publishing-Seiten. 132.000 eBooks haben Hobby-Autoren dort eingestellt, die meisten davon sind kostenlos erhältlich. Hier freuen sich die Verfasser, daß ihre Bücher nicht nur von Freunden, Bekannten oder lediglich der eigenen Familie gelesen werden. Sie sind gerade auf eine neue Verschwörung gestoßen, aber niemand will Ihnen so recht glauben? Schreiben Sie ein eBook, stellen Sie es bei Bookrix ein und Sie werden staunen, wie viele Gläubige Sie erreichen werden. Es gibt auf diesem Gebiet nichts, was nicht seine Fans findet. Wußten Sie eigentlich schon, daß Joseph Alois Ratzinger, also Papst Benedikt XVI., neun Rabbiner unter seinen Vorfahren hatte? Sehen Sie, jetzt wissen Sie's.