Geld allein macht nicht unglücklich (Peter Falk)

Der clevere Lebenskünstler


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Wie gesund ist Steinzeiternährung?

Wie ernährt man sich richtig? Mit Mischkost? Oder Rohkost? Als Vegetarier oder Veganer? Nur mit frischen Lebensmitteln? Oder auch mit Tiefkühlkost? Oder, oder, oder? Über Ernährung gibt es keine Studie, die nicht von einer anderen Studie widerlegt wurde. Daß unter Experten die Meinungen auseinandergehen, ist klar. Schließlich sind sie Experten, und da hat man eben seine eigenen Ansichten zu vertreten. Also, wie wär's zur Abwechslung mit Steinzeiternährung, der sogenannten Paläo-Ernährung?

Die Ernährungsgrundlage besteht aus dem, was die Sammler früherer Jahrtausende so alles sammeln konnten und was die Jäger, so sie Erfolg hatten, jagten. Deshalb essen "Paläos" viel Gemüse, Obst, Nüsse, Oliven und Kokosöl. Dazu das, was dem geschworenen Veganer in der Regel den Magen umkehrt, Fleisch, Fisch, Eier, Butter und Schmalz. Verzichtet wird auf Zucker und industriell verarbeitete Lebensmittel. Getreide- und Milchprodukte entfallen selbstverständlich, denn die sind erst mit der Einführung des Ackerbaus vor 11.000 Jahren auf den menschlichen Speiseplan gekommen. Was schon mal ein großer Vorteil ist, denn diese Ernährungsform ist damit gluten- und laktosefrei.

Weiterhin entfallen pflanzliche Fette aus Getreide und anderen Kulturpflanzen, wie zum Beispiel Raps. Manche Anhänger dieser Ernährungsform essen keine Nudeln und keinen Reis. Wieder andere haben Kartoffeln vom Speiseplan gestrichen. Klar - alles "Errungenschaften" der letzten Jahrhunderte. Die Erkenntnisse zu dieser Ernährungsform entstammen der sogenannten "Evolutionären Ernährungswissenschaft". Sie geht davon aus, daß der moderne Mensch sich einer prähistorischen Nahrungsumwelt anpassen sollte, denn die Stoffwechselfunktionen des Menschen seien noch immer an die Ernährungsweise der jagenden und sammelnden Urvölker angepaßt.

Evolutionstechnik gesehen seien 11.000 Jahre - erst seitdem der Mensch Getreide anbaut - für eine Stoffwechselanpassung eine viel zu kurze Zeitspanne. Deshalb sei es auch für den modernen Menschen sinnvoll, sich weitgehend nach den Ernährungsgewohnheiten der Urvölker zu richten. Doch wie sah deren Speiseplan überhaupt aus? Auf jeden Fall nicht einheitlich. So haben sich die Menschen südlich des Äquators mit Sicherheit anders ernährt als die Urvölker im Norden. In jedem Fall gab es keine industriell verarbeiteten Lebensmittel, keinen Zucker und kein landwirtschaftlich angebautes Getreide. Und nördlich der Alpen bestimmt keine Erdbeeren im Winter. Den Menschen der Steinzeit blieb somit vieles erspart, was wir uns heutzutage auch ersparen sollten.

Wie bei jeder Ernährungsform geschehen auch hier Zeichen und Wunder. Kranke und Halbtote erwachen zu neuem Leben und gesunden auf wundersame Weise, genauso wie andere Menschen nichts dergleichen zu berichten haben. Immerhin bewirkt diese Ernährung eine Gewichtsabnahme - kein Wunder, wenn das meiste von dem wegfällt, was dick macht. Schlechte Zeiten also für McDonalds oder Burger King? Wohl kaum, dazu ist alles, was sich schnell und leicht in den Mund schieben und runterwürgen läßt, einfach zu beliebt. Schauen wir daher einmal, wer von Steinzeiternährung am meisten profitieren könnte.

Fast jeder vierte Deutsche klagt laut einer kürzlich durchgeführten Studie im Auftrag von "Spiegel online" über eine Unverträglichkeit für bestimmte Stoffe in Nahrungsmitteln. 23 Prozent der Befragten gaben an, daß sie einige Lebensmittel gar nicht oder nur selten verzehrten, weil sie diese nicht vertragen. So schränken 16 Prozent ihren Konsum von Milch und Milchprodukten ein, weil sie Probleme mit Laktose haben. Bei Lebensmitteln, die reich an Histamin sind - dazu zählen neben Rotwein und Käse auch viele Fisch- und Fleischprodukte - halten sich 11 Prozent zurück. 10 Prozent der Befragten vertragen keinen Fruchtzucker (Fructose). Neun Prozent meiden zum Teil oder ganz das Klebereiweiß Gluten (enthalten vor allem in Weizenmehl-Erzeugnissen). 13 Prozent gaben an, andere Inhaltsstoffe oder Lebensmittel, wie beispielsweise Erdnüsse, nur eingeschränkt oder gar nicht zu konsumieren. Von den Nichtbetroffenen, das sind diejenigen, deren Lieblingsort in der Wohnung noch nicht der kleine, angeblich stille ist, halten 43 Prozent das Gehabe um den Verzicht für übertrieben. Was nicht ist, kann aber und wird noch kommen.

Stetig wächst daher die Zahl der Vegetarier in Deutschland. So hat mittlerweile der Discounter Aldi Süd (in Österreich Hofer) diese Verbrauchergruppe als neue Zielgruppe entdeckt und ein ständiges Sortiment in die Läden gebracht. Fairtrade ebenfalls - wir werden immer humaner hierzulande. Beim Veggie kommt ohnehin die ethische Begründung - Tiermörder - für die Umstellung der Lebensweise hinzu. Eine recht seltsame Ethik im Übrigen. Ernennen Sie einmal einen Löwen (bzw. diverse andere Fleischfresser), der gerade ein Gnu zum Überleben für sich und seinen Harem gerissen hat, zum Tiermörder, dann nimmt er Sie zusätzlich als Nachtisch her. 

Aber ernsthaft: Auf die Frage, ob die Menschheit ohne Fleisch überhaupt bis heute überlebt hätte, gibt es als Antwort - leider - nur ein klares NEIN! Protest, Protest!!! Ach, Sie sind der/diejenige, der/die noch nie etwas von der Eiszeit gehört hat! Wo selbst das Faultier Sid im Film Ice Age seine geliebten Beeren nicht mehr fand. Oder wie ist das mit den Inuit, den Samen oder dem Volksstamm der Tsaatan in der Mongolei? Bei minus 30 oder mehr Grad frieren Sie sich nicht nur mit unserer Kleidung buchstäblich den Arsch ab. Dort wächst nun mal kein Gemüse - Abwarten: Klimawandel - und man benötigt zusätzlich Pelze als Bekleidung und Kälteschutz. 

Auch das Mittelalter läßt sich nur bedingt als Beispiel heranziehen, da während dieser Zeit nur die Begüterten immer Fleisch zur Verfügung hatten.  Bei Ausgrabungen in London hat man Skelette von Bewohnern gefunden, die an der Pest gestorben waren. Diese Skelette wiesen zusätzlich Zeichen von Mangelernährung und Rachitis auf. Ganz abgesehen von Verwundungen, weil sich die Betroffenen wohl um die wenige Nahrung geprügelt hatten. Dabei gab es doch damals bestimmt genügend Ratten zum Schlachten. Ach so ja, das waren doch die Pestverbreiter. Nachdem der "Schwarze Tod" wieder seine Schreckensherrschaft verloren und die Menschheit die segensreiche Wirkung von Wasser wiederentdeckt hatte, war die Anzahl der Überlebenden auf ein Drittel der Menschheit geschrumpft. Die größte Chance zum Überleben hatte ohnehin die Landbevölkerung aufgrund ihrer Nahrungsgrundlagen (Wutzwutz und Kikeriki).

Da allerdings der Mensch ohnehin zu Übertreibung neigt, kann man die vegetarische Ernährung noch steigern und Veganer werden. In der Sendung des ZDF "Vegetarier gegen Fleischesser" traten diese im Duell gegeneinander an. Dabei mußten Fleischesser und Vegetarier (Veganer) die Rollen tauschen. Und schau an: Nach vier Wochen fühlten sich die Zwangsmüslis tatsächlich viel kraftvoller und dynamischer. Das waren aber offensichtlich nur diejenigen, die nicht in der Vorwoche die Sendung "Die Bio-Illusion" auf arte gesehen hatten. Sonst hätten sie die vom Veganer-Koch Attila Hildmann zubereiteten Gerichte wohl mißtrauischer betrachtet. Die Fleischesser wurden übrigens von einem kraftstrotzenden Mannsbild bekocht, unserem Alfons, dem Schuhbeck. 

Hildmann selber sagt über seine Küche (in Ökotest Juni 14): "Von Fleischersatzprodukten wie veganen Würstchen, Burgern und so weiter halte ich nicht viel. Meine Küche basiert auf frischen Grundprodukten." Und selbstverständlich viel, viel Zeit zum Auffinden und Kauf dieser Produkte. Das Resumee von Ökotest: Bio schützt nicht vor Problemen. Wie zu erwarten fanden die Tester in Biowaren auch Gen-Technik. Nachdem nun in der EU beschlossen wurde, daß jedes Land selbst über den Anbau gentechnikveränderter Erzeugnisse entscheiden kann, können wir sowieso bald singen: "Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt Genmais auch zu Dir."

Die satirische Zeitschrift "Eulenspiegel" schreibt über die seltsame Lebensform "Das Veganer": "Veganer haben alle das gleiche Hobby: reden über das, was sie nicht essen. Dabei ist das Veganer ein besonders empfindsamer und toleranter Zeitgenosse. Es will den Fleischessern ihre Würstchen nicht vermiesen, wenn es sie Mörder und Leichenfresser nennt. Auch der Satz: "Du beißt gerade in einen Tierkadaver" beim gemeinsamen Essen ist durchaus helfend gemeint . . . Diese kauzige Lebensform hat ein Recht auf Barrierefreiheit - und die schlimmsten Barrieren sind bekanntlich im Kopf."

Apropos Barrieren: In einem Interview, das das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" mit dem Chairman von Google führte, sagte Eric Schmidt auf die Frage: "Warum haben Sie keine nennenswerten Konkurrenten in Europa?" "In einer Umgebung, in der Sie für alles eine Genehmigung brauchen, in der alles geregelt ist, wird es weniger Innovation geben. Deutschland sollte eine Kultur des positiven Denkens schaffen, des Ausprobierens. Eine, in der es okay ist zu scheitern, in der eine Pleite nicht ein soziales Stigma bedeutet. Bei uns im Silicon Valley wird selbst das Scheitern gefeiert."

Doch auch hierzulande feiert man das Scheitern, allerdings aus Schadenfreude, denn Schadenfreude ist ja angeblich die reinste Freude. Sagt doch schon das Sprichwort: "Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen." Und wer den Schaden hat, sagt sich: "Durch Schaden wird man klug" und geht. So verliert das Land, dessen Bewohnern es offensichtlich längst wieder zu gut geht, ein Talent nach dem anderen. 

Und dagegen ist weder ein Kraut, noch ein Gemüse gewachsen.


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